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Sonntag, 15. November

  • Autorenbild: Mai Buko
    Mai Buko
  • 15. Nov. 2020
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 25. Nov. 2020


Da ich es ja, wie allgemein bekannt, ausserordentlich hasse, meine 5 Meter langen Elefantenhaare zu waschen, gehe ich heute wieder zu diesem türkischen Friseurladen und frage, ob sie mir meinen Pony schneiden und die Haare waschen können. Na klar, ich muss nicht mal warten.

Die einzige Frau die da arbeitet erkennt mich auch gleich wieder und nimmt mich freundlich in Empfang.

Das Schöne ist, wir müssen nicht quatschen. Ich werde nicht vollgelabert, wie bei manch anderen Friseuren, und überhaupt ist hier alles anders als in den üblichen Friseurläden. Als erstes fällt auf, dass hier rein gar nichts homosexuell anmutet. Ganz im Gegenteil. Die 7 anderen Mitarbeiter, alles Männer, alle mit akkuraten Haarschnitten, fein gestutzten Bärten, wirken überaus heterosexuell. In einer Reihe an der Wand bearbeiten sie ihre männlichen Kunden, alle Plätze sind von herunterhängenden Plexiglas-Scheiben voneinander getrennt. Es wird nicht langweilig, die einzelnen Fälle zu beobachten. Es gibt ungefähr 4 Jungs, die sich gerade einen Undercut rasieren lassen. Ein blonder Grufti Ende 30 hat sich nicht nur den Schädel rasieren lassen, bis auf einen Mittelstreifen, auf dem noch sehr lange Haare hängen, die er sich gerade zu einem Dutt knotet, sondern sein beträchtlicher Bart wird jetzt auch noch behandelt. Nachdem die Kanten fein mit einem Rasiermesser bearbeitet wurden, holt der Friseur jetzt eine Rundbürste raus und föhnt ihm dann den Bart! Das habe ich ja noch nie gesehen. Sieht echt witzig aus. Und wieder nicht im Geringsten schwul.

Also ich liebe schwule Friseurläden, nicht falsch verstehen, ich liebe eigentlich alles Schwule, es ist nur mal interessant eine so straighte Szene zu erleben, in der es um Schönheits-Tipps, Ästhetik und Posing geht, in der Frauen aber offenbar nichts zu suchen haben, ich bin immer die einzige Frau da. Das bringe ich mit meinen altbackenen Vorurteilen erst mal nicht mit heterosexuellen Männern in Verbindung und erlebe das als herrlich exotisch.

Zum Schluss erkundige ich mich, ob sie mir vielleicht, wenn ich die blaue Farbe selbst mitbringe, die Haare färben würde, und wieviel das kostet.

Das ist für mich nämlich noch zwanzig mal schlimmer als nur Haare waschen, wenn ich alle 3 Monate meine Haare selber färbe. Ich schaffe es auch nie, alle Haare zu färben, ich pampe die blaue Creme einfach überall rein und vermenge sie in den Längen, da ist dann mal mehr mal weniger Farbe drin, an manche Stellen komme ich erst gar nicht hin.

Aber das macht nichts, weil ich eh ungleichmäßig viele weiße, graue oder dunkle Haare habe, die unterschiedlich die Farbe aufsaugen und es so eh fleckig oder strähnig aussieht. Wenn jetzt aber jemand die Haare professionell färbt, dann nimmt er sich alle Haarpartien genau vor. Das gibt ein schöneres Ergebnis. Das habe ich aber erst zwei-dreimal gemacht, weil es bei meinen langen Haaren so unendlich lange dauert und sehr teuer ist. Zwischen 100 und 200 Euro. Sie erkundigt sich beim Chef und sagt, das wäre möglich, aber dann müsste ich einen Termin machen und es würde so 45 Euro kosten. Priiiima! Das ist also geritzt.


Das Geld wird knapp, ich muss meine Geheimwaffe umtauschen. Ich sammle ja 5 Euro-Scheine, lasse mir beim Wechselgeld immer Fünfer rausgeben, oder tausche Münzen auf der Arbeit oder bei Freunden, ich bin völlig manisch, wenn ich Fünfer sehe, weil ich denke, die gehören alle mir. Die hole ich dann und wann aus meinem Portemonnaie, bündele sie zu 50-Euro Packen, lege sie in eine alte Zigarrenkiste, und wenn ich einige Bündel zusammen habe, tausche ich sie gegen 50 Euro Scheine, die ich dann weiter für Notfälle bei mir zu Hause anspare oder ich zahl es einfach auf mein ins Minus gesackte Konto ein.

Im letzten Dreivierteljahr habe ich tatsächlich 850 Euro zusammen bekommen und bringe sie nun zur Post. Wechseln tun die nicht, man muss die 170 Scheine auf das eigene Konto einzahlen. Das mach ich und hebe anschließend 500 Euro wieder ab.

Der nette Postbeamte, der vorher schon freundlich lächelte, als ich ihn mit “Ich hab mein Sparschwein geknackt!“ begrüßte, legt den Kopf schief: “ Ich könnte Ihnen das alles in Fünfern anbieten!“ Hehehe, wir verstehen uns.

David schickt eine Nachricht, er ist gut angekommen und schickt Fotos vom Meer im Sonnenschein.

Ich werde benachrichtigt, dass mein Gebot bei Ebay für die kaum getragenen braunen Reiterstiefel von Costume National überboten wurde. Noch 30 Minuten bis zum Ende der Versteigerung. Herrje. Neu haben diese Stiefel um die 300-400 Euro gekostet. Und die sind schon echt geil, ähnliche in neu habe ich für immer noch 180 Euro gesehen.

Bisher bin ich nur bis 40 Euro gegangen. Ich erhöhe, und die andere Person erhöht auch. So geht das die ganze Zeit in 1 bis 2 Euro Schritten. 5 Minuten vor Ablauf der Zeit erhöhe ich nochmal auf maximal 54 Euro. Zitternd beobachte ich wie die Zeit abläuft, tick-tack, und habe die Finger am Start, falls ich nochmal schnell ein höheres Gebot eintippen muss. Aber ich habe so etwas noch nie gemacht, was ist, wenn der andere so clever ist und sein Gebot 5 Sekunden vor Ablauf abschießt? Dann habe ich verloren. Es ist unfassbar aufregend und ich filme jetzt mit meinem Handy wie die die letzten Sekunden auf meinem Bildschirm ablaufen.

Dann Drei - Zwei - Eins - MEINS!

Meine Güte, was für ein High!

Ich zittere unnormal, grinse über das ganze Gesicht, tänzel durch die Wohnung. Ich habe sofort Bock, noch irgendwas zu ergattern. Das hat ja vielleicht ein enormes Suchtpotential!

Es geht ja nicht allein darum, diese tollen Stiefel ersteigert zu haben, sondern gewonnen zu haben. Und zwar unter dem Druck einer tickenden Uhr und einem oder mehreren unbekannten Feinden. Vielleicht sollte ich so einen Blödsinn wie Lego-Steine oder Knöpfe ersteigern, irgendein Billigprodukt, damit der Kick des Gewinnens bleibt, aber ich mich nicht ruiniere. Allerdings entdecke ich das ein oder andere schöne Chippendale Tischchen, das hervorragend zu meinem Sofa passen würde, da könnte ich doch vielleicht auch nochmal …Oder ich lass jetzt einfach mal die Finger davon.


Tommy macht mich auf das noch nicht so alte Kylie Minogue Album aufmerksam, was wirklich sehr schön ist, sehr Disco-Disco. Dabei stoße ich dann auf ein süßes altes Stück aus 2010 von ihr, was heute unter meinen Beitrag kommt.


Heute am Sonntag treffe ich mich schon um 14:30 Uhr mit Tommy am Forum.

Welch Freude, endlich hat Luca wieder sein Wintereis „Concertino“ im Programm.

Marzipan trifft Tiramisu trifft Johannisbeeren. Aus was es wirklich besteht habe ich noch gar nicht gefragt.

Auf jeden Fall lasse ich mir zwei Bällchen für heute Abend einpacken, das wird mein Nachtisch zu den Rinderrouladen, die ich ja schon gestern gemacht habe und seinesgleichen suchen.


Trump, der Tölpel, besteht immer noch darauf, dass er der President ist.





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