top of page

Samstag, 21. März

  • Autorenbild: Mai Buko
    Mai Buko
  • 21. März 2020
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 17. Mai 2020


Das Wetter ist toll, aber Tommy und ich haben ja beschlossen uns heute nicht zu treffen. Tommy ist da weitaus kritischer als ich, vermutet in jedem Kontakt, beim Kuchen oder Kaffeebecher to go, eine potentielle Übertragung. Das kann natürlich tatsächlich im schlimmsten Fall so sein. Aber ich kann einfach nicht alles verhindern. Ich fasse Treppengeländer an, Türklinken, im Job, im Haus, im Aufzug vergesse ich manchmal mit dem Ellbogen zu drücken, und von den vielen Körperkontakten mit den Bewohnern ganz zu schweigen.


Musste gerade an die Lindenstrasse denken. Nächste Woche wird die letzte Folge ausgestrahlt. Das Besondere war ja immer, dass sie tagesaktuelle Dinge da rein gebastelt haben. Die Dreharbeiten sind aber seit 3 Monaten vorbei, alles abgebaut, verkauft etc. Wie

machen die das denn jetzt? Corona ist so einschneidend, dass die ganze Story plötzlich an Glaubwürdigkeit verliert, wenn das nicht mit eingebaut wird. Bin gespannt, wie die das lösen.


Bizarr auch, wie diese ganzen Werbungspost aus der Facebook Timeline der Zeit hinterherhinken. Koffer- und Reisangebote, Restaurantempfehlungen.

Überhaupt hat sich der Blick schon so an die Corona-Ansteckungsgefahr gewöhnt, dass ich jetzt bei Filmen, Serien, aber auch auf Fotos und sogar auf der Strasse zusammenzucke, wenn da Leute eng zusammenstehen, sich küssen, umarmen.

Das kenne ich von Zombie-Serien, wenn ich drei Folgen hintereinander gesehen hatte, erwartete ich bei den Tagesthemen oder im Supermarkt auch einen plötzlich auftauchenden Zombie.

Alles wirkt so surreal, eine Wirklichkeit, wie man sie nur aus Endzeitfilmen kennt. Und wir sind erst am Anfang.


Marie meldet sich, ob ich etwas Klopapier abgeben könnte. Klar. Sie versucht vorher noch mal Milch oder Toastbrot für mich zu finden. Tatsächlich kann sie mir zumindest eine faire Weide H-Milch mitbringen und sogar Dinkel-Toast hatte sie ergattert. Als sie kommt, weiche ich zurück in die Küche, habe ihr Klopapier im anderen Zimmer auf den Tisch gelegt. Sie nimmt noch ein paar andere Dinge mit, will wieder los. Ich würde sie gerne umarmen, meine kleine Maus.


Um 14:30 Videotelefonie mit Tommy, zum gemeinsamen Kaffeetrinken mit Lagebesprechung.


In der Weiber-Whatsapp Gruppe wird vorgeschlagen, dass wir uns alle die Houseparty-App runterladen, damit kann man mit zu acht Personen eine Videokonferenz starten, damit wir morgen gemeinsam mit Sunia anstossen und ihr gratulieren können. Am frühen Abend haben Sunia und ich unser erstes Videogespräch über diese App, sie zeigt mir ihre beiden neuen Katzenbabys, da kann man stundenlang zuschauen, und plötzlich kommt Lotte noch zu uns. „Lotte is in the House“ wird sie kurz vorher angekündigt. Das ist witzig.


Statistik 20:00 Uhr

21.000 Infizierte 6.700 davon in NRW In Köln 629


Die Ausgangssperre ist doch nicht beschlossen worden. Weder von der Bundesregierung noch vom Land NRW.

Ansammlungen von mehr als zwei Personen werden aufgelöst, soweit diese nicht zum engsten Familienkreis gehören. Wer sich widersetze, könne mit einem empfindlichen Bußgeld bestraft werden, so die Stadt Köln.

Ein Glück sind Tommy und ich nur zwei.


ree



Comments


Abo-Formular

Vielen Dank!

  • Facebook
  • Instagram

©2020 Corona Tagebuch. Erstellt mit Wix.com

bottom of page