Samstag, 13. Februar 2021
- Mai Buko
- 13. Feb. 2021
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. Feb. 2021
Eiseskälte herrscht in Deutschland. Nicht nur bildlich gesprochen.
Tatsächlich herrschen in bestimmten Regionen seit einer Woche zweistellige Minusgrade, in Berchtesgaden wurden Minus 30 Grad gemessen, Bodenfrost bis 50 Zentimeter, Schneekatastrophen und Blitzeis überall.
In Köln natürlich kein Schnee, nur eisiger Ostwind, dafür aber die letzten Tage strahlend blauer Himmel mit herrlichstem Sonnenschein.
Meine Wetter-App warnt für meine Straße seit Tagen auch vor „extremer Kälte“. Was totaler Quatsch ist, das hat sie nämlich auch schon bei lediglich Minus 2 Grad gesagt. Was ist daran extrem? Und was soll das überhaupt bedeuten? Bei über 30 Grad im Sommer hat sie ja auch nicht vor „extremer Hitze“ gewarnt.
Früher hab ich immer morgens Aronal und abends Elmex zum Zähneputzen benutzt. Irgendwann haben die die grüne Elmex rausgebracht. „Sensitiv“.
„Sensitiv“ spricht mich seit jeher bei allen Pflegeprodukten immer besonders an, also wechselte ich und benutzte nur noch die grüne.
Gerade stellte ich wieder fest, wie viel Zahnpasta da immer noch drin ist, wenn man längst eine neue gekauft hat, weil man dachte, ohjeh, das reicht bestimmt nur noch für zweimal. Dann schrubb ich die nächste Zeit die Zähne immer ganz ärgerlich, weil ich doch endlich die neue, die volle, die jungfräuliche Tube anfangen will.
Ich kann es kaum abwarten sie endlich mit diesem Tubendeckel, in den ein Löchlein reingestanzt ist, das genau auf den Verschluss direkt an der Tube passt, nach einer kurzen Drehung knackend aufploppen kann.
Seit zwei Wochen geht das jetzt schon, bin vollends genervt, da ist immer noch was drin. Aber Vergeudung ist ein böses Übel.
Früher schnitt ich sogar die Tube in der Mitte durch, wenn da nur noch mit Kraftanstrengung etwas rauskam, um dann mit der Bürste da durch zu fahren und alles aufzufangen, was da noch an den Rändern rund um die Öffnung verborgen blieb.
Aber so manisch bin ich nicht mehr, das lasse ich mittlerweile sein.
Während ich beim Zähneputzen darüber nachdenke, und die stolze, fast leere Tube betrachte, wie sie da steht und immer noch nicht aufgibt, putze ich mit der rechten Hand die Zähne, die linke halte ich dabei gekrümmt unter den laufenden Wasserhahn, so wie Tommi Schmitt (der offenbar diese lächerliche Schwachsinnsangewohnheit mit mir teilt) es mal in einem Podcast passend beschrieb: als halte man die Hand eines kleines Kindes.
Auch er erkannte keinerlei Sinn dahinter, oder welche Ursachen dazu führen, dass man in dieser unbewussten Position da so blöde vor dem Waschbecken gebeugt steht.
Macht das sonst noch jemand?
Gibt es einen Grund dafür?
Ist man dadurch schneller am Start, wenn es gleich losgeht mit dem Mundauspülen, wenn man sich dann endlich damit das Wasser in den Mund schaufelt?
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Tommy und ich fordern uns manchmal gegenseitig heraus:
Wenn du das und das machst, kriegst du 5 Euro. Je nach Überwindungsgrad werden bis zu 50 Euro geboten.
Zum Beispiel telefonierte vor einer Woche ein Typ (Person of Colour) unfassbar laut in unserer Nähe, als wir gemütlich auf unserer Bank unseren Cappuccino trinken und uns unterhalten wollten. Er ging auf und ab, schwadronierte in einer fremden Sprache in Hörweite so rum und nervte dabei immer mehr, da schlug Tommy mir vor:
„Wenn du dich vor ihn stellst und sagst: „Talk normal!“, dann gebe ich dir 20 Euro!“
"Nee."
"50!"
Für 100 hätte ich es gemacht, aber das war es Tommy nicht wert.
Neulich holten wir unseren Kaffee mal wieder im Forum. Als wir vor der Theke standen, der Barista mit dem Rücken zu uns, machte Tommy mich auf ein Kaffeesahnedöschen aufmerksam, das neben einem Bonspieß lag.
„Wenn du das Pöttchen da aufspießt, geb ich dir 5 Euro!“
Ha, leichtes Spiel. Sofort nahm ich das Döschen und spießte es auf.
„5 Euro bitte!“
Er konnte es gar nicht glauben, das ging ja auch rasend schnell.
Als der Barista uns den Kaffee da hinstellte, bemerkte er das natürlich nicht, weil er sich auf's Kassieren konzentrierte.
Draußen meinte Tommy, dass wir da jetzt nie wieder hingehen könnten.
„Ach Quatsch, bis denen das auffällt, kommen noch 10 andere Kunden da rein, und dann können die eh nur noch Vermutungen anstellen. 5 Euro, bitte!“
„Das wird denen klar sein, dass wir das waren.“
„Na, dann gestehe ich eben alles, sie werden verstehen, dass ich das für schnelle 5 Euro tun musste.“
Wenn Tommy sich bei solch kleinen Vergehen so anstellt, wie reagiert er erst, wenn ich anderen Forderungen nachgehe?
Wenn ich jetzt tatsächlich zu dem telefonierenden Typ gegangen wäre und mich für 20 Euro vor ihn gestellt hätte, und „Talk normal!“ gesagt hätte, dann hätte das wie eine unfassbar peinliche rassistische Äußerung gewirkt. Passanten hätten mich, aber auch Tommy, zu Recht angeschissen, unser Ruf wäre dahin. Da könnten wir uns auch gleich mit diesen beiden Nazi-Jungs verbrüdern, die manchmal vorbeischlendern, die ich aber nicht mehr angucken darf.
Apropos Nazi-Jungs, da hatte Josek noch eine schöne Idee als wir telefonierten. Wenn die das nächste Mal vorbeikommen, sollte ich ein wenig mehr Thrill in die Sache bringen und sie fragen, ob sie ein Pärchen wären. Tommy würde ausrasten, vielleicht kriegen wir dann endlich wirklich eins in die Fresse. Aber das würde sich des Gags wegen doch irgendwie lohnen. Also, wer traut sich, ich biete 20 Euro!
Achim ist wieder bester Laune als er uns entgegen humpelt:
„Na, ihr warmen Brüder, ist euch nicht kalt?“
Ja, so ist es mit der Elmextube. Jedes Mal.
Bemühst Du Dich denn auch, den Tubenverschluss mit dem Deckel immer nur halb abzudrehen, um ihn dann mit den Fingern ganz zu entfernen, damit der Deckel frei bleibt?