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Montag, 27. April

  • Autorenbild: Mai Buko
    Mai Buko
  • 27. Apr. 2020
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 19. Mai 2020

Da die Heimleitung keine Ergebnisse unserer Corona-Tests erhalten hat, ist klar, das wir alle negativ sind.

Aus diesem Anlass hält sie eine Dankesrede an die Mitarbeiter, weil sie wahnsinnig beeindruckt ist, da das ja bedeutet, wie sehr wir alle unsere Privatleben einschränken und wie achtsam wir sind.


Am Nachmittag kommt der Pfarrer vorbei und hat den Stick mit dem Geistergottesdienst für unsere Bewohner dabei. Er bietet an, im Rahmen der Lockerungen des Erzbistum und des Landes NRW kleine „Fenstergottesdienste“ anzubieten. Das lässt sich bei uns nicht realisieren, weil es unsere Architektur nicht zulässt.

Es tut mir leid, dass ich ihm wieder eine Absage für seine Bemühung geben muss.

Er ist aber verständnisvoll, hat noch eine Idee, man könnte doch vielleicht an Pfingsten abends im Garten ein Pfingstfeuer entfachen, die Bewohner bleiben ausschließlich an ihren Fenstern, zusammen könnten wir das „Vater Unser“ beten, und dann wäre der Mini-Gottesdienst auch schon vorbei. Das finde ich toll, und verspreche ihm, dass ich dafür kämpfen werde, dass ich versuche die Heimleitung zu überzeugen.

Was der Pfarrer nicht weiß, ist dass die Heimleitung eine ganz persönliche Horror-Angst vor offenen Flammen hat.

Für’s Überzeugen werde ich mir etwas Zeit lassen um gute Argumente und Lösungen anbieten zu können.

Andauernd werden wir unterbrochen, einmal fällt Frau A. auf der Terrasse von ihrem Stuhl, ich laufe sofort zu ihr hin, rufe dabei um Hilfe, so dass eine Pflegerin auch direkt am Start ist, noch mal Glück gehabt, das Gebüsch hinter ihr hatte den Sturz etwas abgefangen, dann verkeilt sich Frau St. wieder zwischen Stühlen und Tischen, ruft nach Mama, will befreit werden, Angehörige winken mir von der Eingangstür zu, damit ich Pakete für ihre Liebsten annehme.

Der Pfarrer schaut sich alles amüsiert an, und wir beginnen uns gegenseitig Coronawitze zu erzählen. Er zeigt mir einen auf seinem Handy, den er in einer WhatsApp-Gruppe erhalten hat, den verstehe ich nicht, lache aber trotzdem und lasse ihn mir später von der Heimleitung erklären.


Als er weg ist, ruft Marie heulend an, ich verstehe sie kaum, versuche sie zu beruhigen, und fordere sie auf, erstmal ruhig zu atmen, dann langsam zu wiederholen, damit ich kapiere um was es überhaupt geht. Ich hätte ihr bei der Bewerbung blöde Tipps gegeben, ihr Chef hat sie ausgemotzt, er gerate dadurch jetzt in Schwierigkeiten, sie ist schuld, ich bin schuld, alles ist furchtbar.

Kann sie dann aber beruhigen, denn wir haben keine Fehler gemacht. Ihr Chef habe versäumt sie zu informieren, ab wann diese Kurzarbeiterzeit gilt, aber nichts sei in Stein gemeißelt, man kann noch zurück rudern, falls sie falsche Angaben beim Arbeitsamt gemacht hat, die Situation ist ja für alle neu, und Verunsicherungen sind nachvollziehbar, und dass er so heftig reagiert habe, liege mit Sicherheit daran, dass auch er belastet ist, seine Nerven liegen bestimmt auch blank, bei all den Sorgen, die er grad durch Corona hat.


Käffchen mit Tommy auf der Bank am Mittelstreifen vorm Sette.


Zur Abwechslung schmeckt mir mal wieder mein selbst gekochtes Abendessen: es gibt Spargel mit Kartoffeln, dazu nur gute Butter. Köstlich.


Statistik, 23 Uhr:

158.132 Infizierte 6.050 Todesfälle 114.500 wieder gesund


ree



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