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Donnerstag, 30. April

  • Autorenbild: Mai Buko
    Mai Buko
  • 30. Apr. 2020
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 19. Mai 2020


Es regnet so derbe, dass ich im Profi Regencape und Gummiüberschuhen zur Arbeit fahre.


In der Raucherecke wird später bei der ersten Zigarette über diese angekündigten Sonderzahlungen an Mitarbeiter der Seniorenheime gesprochen. Wenn ich alles richtig verstanden habe, wird wohl Zweidrittel aus verschiedenen Töpfen bezahlt werden, das letzte Drittel dieser 1.500 Euro soll dann der Arbeitgeber zahlen. Da das bei uns sicher nicht der Fall sein wird, und wir von 1000 Euro ausgehen können, bei einer vollen Stelle als Pfleger, rechnet mir der Pflegeleiter vor, dass für unsere Berufsgruppe, den Alltagsbegleitern, dann eine Zahlung von 667 Euro pro volle Stelle gezahlt würde, die bei uns nur Adele hat. Ich verstehe nicht warum wir weniger bekommen sollen als die Pfleger, die doch eh schon besser bezahlt werden als wir. Er redet von Schichtdiensten, Zulagen, die wir ja nicht hätten. Ich check’s trotzdem nicht, finde das extrem unfair, ach Mann, das Geld sollen sie behalten und stattdessen lieber unsere Löhne aufstocken.


Die Wohnbereichsleiterin der ersten Etage bittet um verstärkte Unterstützung der sozialen Begleitung, da das Frustrationspotential auf ihrem Wohnbereich heute wahnsinnig erhöht ist, sich die Bewohner zanken und auch die Kollegen beschimpfen.

Ich mache mich sofort auf den Weg und bringe als erstes zwei Kampfhühner auseinander. Sie geraten aber nach 30 Sekunden Ruhe sofort wieder aneinander. Das geht bestimmt fünfmal so. Ich bleibe so lange dabei und bitte um Beendigung, bis sich zumindest eine breitschlagen lässt, „Die Klügere gibt nach!“ und nicht mehr auf die andere reagiert. Als es etwas ruhiger wird, schnapp ich mir nacheinander drei Bewohnerinnen, und mache mit ihnen Spaziergänge an der frischen Luft. Zwei davon sind nicht gerade zierlich, und wahnsinnig schwer in ihren Rollstühlen, ich keuche mir echt einen ab, aber zeige ihnen frohgelaunt die blühenden Rosen, Gänseblümchen und das satte Grün der Wiesen. Wir unterhalten uns über angenehme Themen, die ich mir aus den Fingern sauge. Aber es klappt. Alle genießen es, als bedanken sich herzlich, alle sind anschließend friedlicher.


Meinen Feierabend Cappuccino trinke ich allein, weil Tommy irgendetwas zuhause zu erledigen hat.

Als ich auf der Bank sitze und mit Sunia telefoniere, kackt mir ein Vogel auf den Kopf. Sehr wahrscheinlich derselbe, der gestern schon Tommy angekackt hat. Die alte Sau. Ich mach umständlich ein Foto von oben von meinem Kopf und schicke es Tommy.

Seine Antwort: „Was sind wir nur für Glückspilze!“



Statistik, 23:00 Uhr

162.530 Infizierte 6.572 Todesfälle 123.500 wieder gesund


ree



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