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Montag, 23. März

  • Autorenbild: Mai Buko
    Mai Buko
  • 23. März 2020
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 17. Mai 2020

Statistik weltweit:

238.000 Infizierte 12.000 Todesfälle 182 Länder betroffen


Post des Tages auf facebook:

Liebe Südstadt,

wir wollten die Zeit im Restaurant Phaedra nutzten und ein paar neue Brot - Rezepte ausprobieren.

Leider hat weder ein Supermarkt noch einer unserer Großhändler Mehl und Hefe.

Deshalb hier mein Tauschangebot: - 1kg Mehl type 550 und - 50 Gramm Instant-Trockenhefe gegen - 1 Flasche Weiß- oder Rotwein Wer kann helfen?


Auf der Arbeit erfinde ich spontan eine neue kleine Gruppenaktivität:

Frau A. Ist unglücklich, dass die Friseurin auch nicht mehr ins Haus darf, sie wollte sich den herausgewachsenen Pagenkopf etwas kürzen lassen. Ich hatte ihr angeboten, dass ich meine Friseurschere mitbringe, und wenn sie das Risiko eingehen würde, könne ich ihr die Haare schneiden. Heute hatte ich also alles dabei und schiebe sie zu unserem Therapieraum, der als Bibliothek genutzt wird, und eben montags auch auch als Friseursalon. Die Friseurin lagert dort Trockenhauben, und allerlei Friseurkram in authentischen Wägelchen. Auf dem Weg kommen uns an verschiedenen Stellen drei unruhige, demente Damen entgegen, bei einer werde ich im Hintergrund mimisch von einer Pflegerin angefleht, sie doch mitzunehmen, Frau K. folgt mir ganz automatisch, und Frau N. hängt sich bei mir ein.

So gehen wir, wie eine Entenmutti mit ihren Küken, gemeinsam zum Aufzug.

Das Gruppenangebot heißt: Aktivierung „Friseurbesuch“. Während ich Frau A.’s Haarspitzen mit einer Sprühdose befeuchte, unterhalte ich mich mit den drei Damen, erkläre, was ich mache. Frau K.’s Unruhe weicht, weil Frau N. Ihr immer wieder ihre Unterstützung anbietet, denn sie schafft es nicht gleich, sich auf einen Stuhl zu setzen.

Eine bekannte Alltagssituation wird authentisch abgebildet, das Gruppengefühl wird gestärkt, Kommunikation findet untereinander statt, jede fühlt sich angenommen und respektiert, eigene (beschämende) Unfähigkeiten spielen keine Rolle in dieser Situation, Erinnerungen werden geweckt, durch diese visuelle Stimulation. Und auch olfaktorisch, als ich am Ende mit Dreiwetter Taft rumspraye.


Ab morgen werden Zettel ausgelegt, auf denen wir vor Dienstbeginn unsere Temperatur messen sollen und eventuelle Symptome angeben müsse. Eine neue Auflage vom Gesundheitsamt. Das kann ja heiter werden!


Wir haben jetzt alle eigene Sozialdiensttelefone, herrlich. Beim Ändern meiner Durchwahlnummer im Mailprogramm gerate ich in Schwierigkeiten. Am Ende schaffe ich es natürlich, und finde die neue Nummer sieht ganz gut aus.


Treffen mit Tommy, er hat Hoffnung weil Scholz und Altmaier ein Rettungspaket geschnürt haben, es soll die Selbstständigen, wie Gastronomen, Handwerker und Künstler die nächsten 6 Monate unterstützen, so dass die Grundsicherung gewährleistet ist, und nicht zurück gezahlt werden muss. Man kann es kaum glauben, wie unbürokratisch und schnell plötzlich alles gehen kann.


Wieder einer dieser neuen Anblicke, die ich mein Leben nicht vergessen werde: eine Schlange vor Rewe, da ein Türsteher immer nur zwei reinlässt, wenn zwei rausgegangen sind.


Zuhause fange ich auf YouTube an alte Lindenstrassenfolgen aufzuholen. Bin kurz vor Weihnachten, da muss ich noch einiges abarbeiten, bis ich am kommenden Sonntag, an dem die letzte Folge laufen wird, und die ich natürlich „live“ sehen will, alles durch habe. So wie bei der Folge als Hans Beimers Tod angekündigt wurde, an dem Tag kam die musikalische Untermalung live vom WDR Rundfunkorchester. Das musste ich natürlich auch live sehen. Was für eine Folge, was habe ich geweint!

Spannend bleibt, wie sie Corona reinbringen.



ree


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