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Mittwoch, 20. Mai

  • Autorenbild: Mai Buko
    Mai Buko
  • 20. Mai 2020
  • 3 Min. Lesezeit

Zweimal in der Nacht wach geworden wegen Fußkrämpfen. Mit eingeschlafenen Händen aufgewacht wegen Karpaltunnelsyndrom.

Alles zusammen ist aber vielleicht auch ein Zeichen des langsamen Absterbens meiner Extremitäten.

Direkt mal die Osteopathin anrufen, um meinen Gutschein einzulösen. Schade, nur Mailbox.


Nach dem Frühstück mache ich mich über den restlichen Zitronenpudding her. Mein Plan ist es jetzt jeden Tag einen zu kochen, bis er mir zum Hals raushängt, und ich deswegen keinen neuen mehr bestellen brauche.

Am Nachmittag lege ich mich „kurz“ mal hin und verfalle in wüste Träume.

An den letzten erinnere ich mich sehr gut. Zwei Typen sind sauer, weil ich sie nicht wiedererkenne und meine Entschuldigungen und Erklärungen akzeptieren sie nicht, sie bleiben bitter enttäuscht. Auf der selben Party legt gerade Justus Köhncke auf und ignoriert mich, als er fertig ist, spreche ich ihn Backstage darauf an, er ist überraschenderweise auch vollkommen sauer auf mich, weil ich irgendwas Kompliziertes irgendeinem alten Schulfreund von ihm weitergesagt haben soll, was ich aber bestimmt nicht gemacht habe, denn ich verstehe den Salmon, den er gerade von sich gibt, nicht einmal. Er möchte nichts mehr mit mir zu tun haben. Fassungslos frage ich ihn ob das jetzt alles ist, was übrig bleibt von mir, wir kennen uns doch jetzt seit dreißig Jahren, ich war ihm immer loyal ergeben, hab ihm als „Managerin“ bei seinem letzten Auftritt seine Ängste genommen, und überhaupt wie oft er bei uns übernachtet hat, da macht er eine tuckige Bewegung mit der Hand und sagt:

„Kein einziges Mal!“

Ich raunz ihn an, er sei eine ganz blöde Tunte und könne mich mal, da ruft Tommy an, und weckt mich.

Er hatte schon seit einer Stunde versucht mich zu erreichen, das wäre ja wohl das Allerletzte, dass ich so nichtsnutzig den Tag verschlafe.

Ich habe tatsächlich über eine Stunde tief und fest geschlafen, nichts mitbekommen.

Diese bedrückende Situation im Traum hat mich noch schwächer gemacht, aber trotz völliger Beduseltheit fahre ich zum Sette, wo er noch auf mich wartet, und mir sofort ein Cappuccino gereicht wird. Ich bin immer noch verletzt von Justus' Verhalten. Werde gar nicht wach. Tommy meint ich lalle als sei ich betrunken.


Wieder ist das Wetter unfassbar schön. Wie Sommer. Wie Urlaub.


Frau D. kommt vorbei, die alte Grundschullehrerin von Marie. Maries Klasse war ihre letzte, im Anschluss ging sie in Rente. Sie war also damals, vor 25 Jahren, schon alt. Da sie auch in der Südtadt wohnt, bin ich ihr alle Jahre immer wieder mal begegnet, und sie hielt mich stets auf dem Laufenden. Zuerst wurde ihr Mann zum Pflegefall, beim nächsten Mal kümmerte sie sich nun seit acht Jahren um ihn, wieder später war er gerade verstorben, beim letzten Treffen sprach sie davon, dass sie sehr einsam sei.

Heute berichtet sie fröhlich wie ein junges Mädchen, dass sie einen neuen „Bekannten“ gefunden hat, und nun nicht mehr einsam ist.

„Das ist ja toll,“ entgegne ich begeistert, „wo haben Sie den denn gefunden?“

„Auf dem Bahnsteig!“ sagt sie kichernd.

„Oh, das macht Hoffnung!“

Tommy: „Auf zum Bahnhof!“


Ich rufe Mechthild an, weil ich trotz zweimaligem Nachfragen per Mail an ihre Assistentin, nicht glauben kann, dass der Online Yogakurs morgen am Feiertag tatsächlich stattfindet.

„Natürlich!“ sagt sie. „Hast du keine Mail an Rosemarie geschickt?“

"Doch, aber ich wollte es von dir hören!“

„Du Heini!“


Zum Abendessen Bratkartoffeln mit Speck und Tomatensalat.


Weil Frank mir auch sehr eindringlich den Film „The Guilty“ empfohlen hatte, suche ich jetzt danach, finde ihn bei Amazon, man kann ihn für 3,99 € ausleihen. Frank schicke ich eine SMS, dass ich mich jetzt in Unkosten stürze, wehe, der Film taugt nix.

Er bietet mir an bei Nichtgefallen die 3,99 € per PayPal zu erstatten.

Aber das braucht er nicht. Es ist wirklich ein bemerkenswert guter Film. Intensiv, in fast nur einer Einstellung gedreht, sehr minimalistisch, alles passiert in seinem Gesicht oder über die Telefongespräche, die er führt, wirklich spannend. Großartig.


ree


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