Donnerstag, 23. April

Gestern hatte mir schon der Pflegeleiter erzählt, dass wir für heute von einer Cateringfirma 15 Testessen bekommen, ich soll also Appetit mitbringen.

Genau wie letztes Jahr, als der Caterer schon mal Probemenüs lieferte, und ich eingeladen wurde die Mittagspause mit der Leitungsebene zu verbringen, obwohl mir gar keine Pause zusteht. Es handelt sich um ungefähr 6 verschiedene Gerichte, Lachs mit Gemüse und Reis zum Beispiel, oder Rollbraten, indisches Hähnchen, Wirsing mit Krustenbraten und ähnliches. Wir schöpfen von allen Essen kleine Portionen auf unsere Teller. Also ich schaufele, und der Teller quillt fast über. Anouk stiftet alle an, meine Maßlosigkeit zu betrachten. Ich schaffe es tatsächlich den Teller leer zu futtern, und bin regelrecht erschlagen. Während ich mich dem Dessert widme, Himbeermus auf Quarkspeise, legt sich die kleine, zierliche Anouk zum drittennmal Portionen auf ihren Teller, damit hat sie jetzt schon doppelt soviel gefuttert wie ich. Wo schafft sie das hin?

Ich schaue auf meinen Bauch, der sich nach dieser Mahlzeit hochschwanger nach vorne wölbt, Anouk dagegen sieht immer noch so aus, als bräuchte sie eigentlich endlich mal was zu essen. Unglaublich.

Das Essern liegt mir und Anouk so schwer im Magen, dass wir am frühen Nachmittag beide vor Müdigkeit fast zusammenbrechen. Mir ist sogar ein wenig schlecht. Ich mache ein wenig früher Feierabend, weil ich mich echt nicht mehr konzentrieren kann.

Tommy treffe ich auch nur kurz, weil mich die schwere Müdigkeit lähmt.

Zuhause schlafe ich sofort ein, werde immer wieder wach, zappe mich durch Netflix und bleibe bei „Circus of Books“ hängen. Was für eine wundervolle Dokumentation! Eine Tochter portraitiert ihre Eltern, die in den 70ern einen schwulen Sexshop betrieben. Ein liebevolles und interessantes Zeitdokument! Und noch viel mehr. Es geht um Familie, um Religion, ums schwul sein, um Aids, um Pornodarsteller, um Loyalität, um Liebe, um Einsicht, ganz, ganz großartig!

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