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Dienstag, 5. Mai

  • Autorenbild: Mai Buko
    Mai Buko
  • 5. Mai 2020
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 19. Mai 2020


Da die Knie immer noch so schmerzen, krame ich meine orthopädischen Kniebandagen raus, und stülpe sie mir über. Unangenehm, aber sie helfen tatsächlich ein wenig.

Die Sonne scheint, aber zumindest ist es am Vormittag doch noch sehr kalt.


Adele ist wieder da, hilft jetzt auch bei der Stift und Papier Aktion, es sind nämlich wieder 15 neue Briefe angekommen.

Nach dem Mittagessen gehe ich wieder mit Frau W. für die Bewohner einkaufen. Wieder hänge ich ihren Rolli voll wie so einen Muli. Meine Güte, ist unser letzter gemeinsamer Einkauf schon wieder eine Woche her?


Nachmittags erreicht uns die Nachricht, dass ab Muttertag weitere Lockerungen zugelassen werden, unter anderem sind unter bestimmten Massnahmen Besuche in Seniorenheimen erlaubt. Herrje, das kann ja was werden! Unglaublich, bin gespannt, wie wir dieses Problem lösen werden.


Treffpunkt mit Tommy wieder der Van Dyck Laden. Diesmal ist allerdings Biomarkt auf dem Kirchplatz, und alle Bänke besetzt, deshalb setzen wir uns auf ein Mäuerchen in der kleinen Gasse neben der Kirche. Hier ist es so schön. Man käme im Leben nicht darauf, dass dieser Ort mitten in der Stadt ist, er ist so idyllisch, mit seinem Kopfteinpflaster, den sehr alten Häusern um die gewundene Gasse, den Gärten mit den Rosen, ein bisschen wie auf einem kleinen Dorfplatz.


Eine elegante, schöne Frau kommt vorbei, nickt uns zu und fragt: „Kleines Päuschen, ne?“

Als ich sie zustimmend anlächle, meint sie:

„Diese Strasse kenne ich in- und auswendig. Seit 70 Jahren gehe ich hier schon drüber, hab meinen Sohn hier lang zum Kindergarten gebracht, der ist jetzt auch schon 60!“

Als ich sie frage, ob sie etwa seit 70 Jahren in derselben Wohnung wohnt, erwidert sie:

„Nein, zuerst haben wir da und da gewohnt, das gehörte noch dem Herrn Kröger, das Haus, dann sind wir da und da hin. Ganz in der Nähe von unserem Laden. Wir hatten das beste Eiscafé in Köln, Genova, da vorne, wo jetzt der Mexikaner drin ist, da hatten wir schon vor 50 Jahren Joghurteis, das ist gar nicht so eine neue Erfindung! Bei minus 20 Grad haben wir das gekühlt, erst gekocht, dann gekühlt, wir hatten das beste Eis. Uns ging es richtig gut, aber ich wollte kein Eigentum. Ja, ich hab das Häuschen in den Dolomiten, aber da kann ich ja grad auch nicht hin, aber mir geht’s gut in der Wohnung, vier Parteien im Haus, alles nette Leute, ich brauche ja auch kein Eigentum, ich sag immer, man nimmt ja nix mit, wenn ich mal nicht mehr bin, dann wird eh alles verkloppt, mein Sohn wohnt in Brasilien, der braucht es immer heiß, 25 Grad ist ihm zu wenig!“

Und so plappert sie total süß und interessant immer weiter, streicht sich ihre geföhnten und blondierten Haare aus dem Gesicht, sie ist dezent geschminkt, wie eine feine italienische Lady, sie erwähnt noch, dass sie 81 Jahre alt ist, so sieht sie wirklich nicht aus, maximal 70, sie ist wirklich bezaubernd, und dabei auch noch urkölsch, sie wünscht uns alles Gute und dass wir gesund bleiben.


Abends koche ich mir Maccheroni mit einer fruchtigen Tomaten-Hacksauce.

Spiele an meiner Seite rum, entdecke ein Feature, womit man eigene kleine Werbeclips machen kann, und fertige in einer halben Stunde drei Stück.


Statistik, 23:00 Uhr

166.706. Infizierte 6.993 Todesfälle. 135.278 wieder gesund


ree



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