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Sonntag, 21. März 2021

  • Autorenbild: Mai Buko
    Mai Buko
  • 21. März 2021
  • 10 Min. Lesezeit

Jeder Mensch liebt Seifenblasen. Also hatte ich mir neulich zwei Flaschen, eine no name und eine von Pustefix besorgt, und trage die jetzt in meiner Arbeitsbauchtasche mit mir rum und puste ab und an ein paar Blasen vor die Bewohner.

Ist das nicht zu gefährlich? Ich muss ja nicht nur die Maske dafür abnehmen, sondern atme ja auch noch meine Aerosole in diese bunten zarten Kugeln, die dann sehr bald zerplatzen und das ganze Corona schön verteilen.

Das ist die Theorie.

Ich mache es natürlich trotzdem, zwar schon noch mit 2 Meter Abstand, Hauptsache, der oder die BewohnerIn sieht die fliegenden Blasen in ihren hübschen Regenbogenfarben.

Und sind wir mal ehrlich: Ich bin geimpft, werde alle 48 Stunden negativ auf Covid 19 getestet, die Bewohner sind geimpft, selbst wenn sie sich irgendwann doch noch infizieren sollten, kann ihnen nichts Schlimmes mehr passieren.

Da kann man doch mal ein bisschen 5 gerade sein lassen.

Als ich Herrn Dr. K. bei seiner morgendlichen Lektüre des Stadt Anzeigers antreffe, er „liest“ ihn jeden Tag äusserst gründlich, döst manchmal darüber ein, macht dann später wieder weiter, auch beim Kaffee am Nachmittag beschäftigt er sich damit, dann sieht der Stadtanzeiger mittlerweile richtig durchgearbeitet aus, zerknittert und mit Kaffeeflecken, aber von Corona und einer Pandemie weiß Herr Dr. K. nichts, nie gehört oder gelesen, guckt mich skeptisch an, was ich da wohl für einen Quatsch verzapfe, grinst gutmütig, weil er mich Dummerchen ein bisschen bedauert, dieser Herr Dr. Rechtsanwalt a.D. lächelt ganz verzaubert, als ein paar Blasen vor seinen Füßen zerplatzen, schlägt belustigt mit seinem Gehstock, den er eigentlich zum Schieben seines Rollstuhls benutzt, nach ihnen und kichert. Seifenblasen lassen keinen kalt.

Frau Z. „Wenn es so bleibt, können wir zufrieden sein!“ hat natürlich auch noch nie von einer Pandemie gehört, ist bestürzt, als ich ihr erkläre, weshalb ich diese Maske trage, und ist einen Moment davon abgelenkt, dass sie eigentlich hochgradig wütend auf ihre Schwester Aggi ist, die einfach in Urlaub gefahren ist, und ihr die Kinder da gelassen hat, um die sie sich jetzt kümmern muss, aber gerade nicht weiß, wo die sich versteckt haben. Bei Frau Z. besteht manchmal die Möglichkeit, sie in die Realität zu entführen, sie dann nicht ausrastet, und rumschreit: „Das stimmt doch nicht! Ich bin doch nicht verrückt!“

Heute Nachmittag scheint mir so ein Moment zu sein, ich teste mal an.

„Frau Z., wie alt sind sie eigentlich? Also nur so ungefähr, müssen Sie mir nicht genau sagen.“

Bloß nicht jetzt in Bedrängnis bringen, denn wenn ihr aufgeht, dass sie nicht mal ihr Alter weiß, ist die Verwirrung, die Frustration und die Scham exponentiell gewachsen! (Danke, Corona!)

„Ja, also, ähm, ich gehe schon so auf die 50 zu.“

Ihre Tischnachbarin, noch völlig orientiert, prustet direkt los.

Frau Z., zu Recht empört:

„Oh, ja! Was glauben Sie denn? Ich bin am 4.9.1937 geboren!“

„Ich bin am 24.7.1934 geboren und bin 86 Jahre alt. Sie sind also 83 Jahre alt!“

Etwas konsterniert guckt mich Frau Z. fragend an, ich bin aber immer noch nicht sicher, ob das jetzt förderlich ist, ob sie bereit ist für ein paar Happen im Hier und Jetzt.

„Ihre Tochter ist ja auch schon lange erwachsen, die war doch heute morgen mit Ihnen beim Zahnarzt.“ versuche ich zaghaft auszuloten, ob sie mitgeht.

„Beim Zahnarzt? Die Brigitte? Die ist doch noch in der Schule! Meine Mutter kocht nachher das Mittagessen für uns, wenn die Brigitte aus der Schule kommt.“

„Sie haben mir mal erzählt, dass Ihre Mutter vor vielen Jahren verstorben ist.“

„Meine Mutter?“

„Ja, die liegt bei Ihrem Vater auf dem ...“

„Südfriedhof!“ beendet sie meinen Satz. „Stimmt, ja. Ach, nee. Was ist denn los mit mir?“

„Das ist nicht so schlimm, Frau Z., manchmal erinnert man sich so schlecht, oder verdrängt was, das passiert jedem. Ich hab heute auch schon wieder zwei Termine verwechselt, ich bin ganz durcheinander manchmal.“

„Ich auch!" kichert sie. " Junge, Junge. Das gibt es doch gar nicht. Und wo ist die Aggi jetzt?“

„Aggi wird zuhause sein, die ist ja auch schon Rentnerin. Wie Sie. Und Aggi ist ein Jahr jünger als Sie. Ihre Kinder sind alle längst groß, Sie müssen sich gar nicht kümmern. Jetzt kümmern wir uns um Sie. Das haben Sie sich doch verdient, nach so einem langen Leben, mit soviel Arbeit und Verantwortung. Jetzt machen wir für Sie das Essen, waschen die Wäsche, putzen Ihr Zimmer. Sie sollen ihr Leben jetzt mal genießen. Und die Brigitte kommt ganz oft und bringt Ihnen immer so schöne Blumen mit. Da müssen Sie ja eine ganz liebe Mama gewesen sein, wenn die Brigitte so oft kommt, mit Geschenken, und sich um Sie kümmert, mit Ihnen immer zum Zahnarzt geht und so.“

„Ja, das stimmt. Trinkst Du auch eine Tasse Kaffee?“

„Oh, danke, gerne! Ach, gucken Sie mal, die Sonne kommt raus! Wie schön! Bald haben wir Frühling, und wenn es wärmer wird, dann können wir wieder mehr Zeit auf der Terrasse verbringen!“

„Das ist ne tolle Terrasse! Da haben wir schon viel zusammen gesessen! Und auch gefeiert. Nein, das muss man sagen, da haben wir schöne Feste gefeiert! Und auch die Wiese und die Blumen, toll, einfach toll! Das haben sie ganz schön hier gemacht. Das muss man wirklich sagen. Da kann man zufrieden sein!“

Frau Sch., „Es hat alles sein Für und Wider!“, hat natürlich auch noch nie von Corona gehört, das muss ich ihr aber auch nicht erklären, das hätte in ihrer Welt eh keine Relevanz. Sie ist hier die Hausherrin und wacht darüber, dass die Bediensteten nur ja jeden Fussel in ihrem Blickfeld vom Boden aufheben, dass die anderen „alten Leute da“ nur ja nicht zuviel von ihrem Apfelsaft wegtrinken, „Das kostet, wissen Sie, ich kann mir das auch alles nicht so einfach leisten!“ Aber mit ihrem Personal ist sie heute zufrieden, gibt sie auf Nachfrage an, da könne man sich nicht beschweren, alle liebevoll, so wie man es sich wünscht. Ich frage sie deswegen, denn noch vor 2 Stunden hat sie zwei Pflegerinnen geschlagen, die sie mobilisieren wollten, sie hatten mir Fotos von den roten Stellen und Kratzspuren am Hals und an den Armen gezeigt.

In solchen Fällen, wie auch bei meinem Vater, der manchmal um sich schlägt, aber nicht aus Aggression, sondern aus einem Abwehrverhalten, was wahrscheinlich noch von seinem Trauma herrührt, weil er als 17 jähriger in Gefangenschaft misshandelt wurde, und er seitdem stets misstrauisch war und ängstlich zusammenzuckte, wenn ihn jemand überraschend berührte, lassen wir denjenigen in Ruhe, versuchen es später noch einmal, wenn die Stimmung oder Orientierung vielleicht besser geworden ist.

Mein Vater wiegt jetzt genauso viel, was er wog, als er halb verhungert, weil er desertiert war, sich allein von Rügen zu Fuss auf den Heimweg nach Köln machte, dabei von amerikanischen Soldaten aufgegriffen wurde und in Gefangenschaft kam: 38 Kilogramm!

Er besteht nur noch aus Haut und Knochen, verlässt das Bett überhaupt nicht mehr, hat jetzt seit drei Wochen kein Wort mehr gesprochen, nicht mehr gelacht, egal welche Faxen ich für ihn machte, Getränke und Essen müssen komplett angereicht werden, sein Blick schaut ins Nirgendwo, manchmal kann er allerdings wieder etwas Blickkontakt halten, als Marie ihn kürzlich besuchte, schaute er sie unverwandt an. Als David vor einer Woche da war, konnte er das noch nicht. David ging das sehr zu Herzen, er hält das kaum aus, ihn so zu sehen.

Zu seinem Opa hat er ein ganz besonderes Verhältnis, die beiden hatten zusammen gewohnt, eine Männer WG, bevor er ins Seniorenheim kam.

Sein Opa ist die einzige männliche Konstante in seinem Leben. Der einzige Mann, der seit seiner Geburt immer für ihn da war, der ihn immer bedingungslos geliebt hat, der ihm immer wieder verziehen, ihn immer wieder aufgenommen hat. Der ihm in den Sommerferien Französisch beigebracht hatte, als David damals die Schule wechselte, mit seinem Latein als zweiter Fremdsprache dort nicht weitermachen konnte, aber auf den Stand seiner Mitschüler kommen musste, und durch die 6 intensiven Wochen mit seinem Opa am Ende besser in Französisch war als all die anderen in seiner neuen Klasse. Weil der Opa ein schlauer, unabhängiger, agiler Mann war, der mit 70 noch auf den Händen durch den Garten marschierte.

Und jetzt ist er so ein Häufchen Elend.

Tatsächlich denke ich auch immer öfter, lieber Gott, wenn Papa nichts mehr zu lachen hat, wenn ihn selbst seine geliebte kalte Coca-Cola nicht mehr erfreut, dann lass ihn doch bitte einschlafen.


Gestern Nachmittag hatten Tommy und ich uns getroffen, und diskutierten darüber, ob es okay ist, dass Politiker von Darkroom zu Darkroom hopsen, oder einen Klostein-Fetisch haben. Ein Berliner Freund erzählte ihm von solch Gepflogenheiten, die in Berlin ganz normal seien, und in der Schwulenszene bekannt. Tommy aber fand, dass Politiker sich nicht so verhalten sollten, worauf der Freund meinte, Tommy sei aber spießig.

Ich pflichtete dem Freund bei, und meinte, darf doch jeder in seiner privaten Zeit das machen, was er will, seinen noch so kruden sexuellen Vorlieben nachgehen wie er möchte. Solange er niemand damit belästigt, bedrängt oder kriminell oder so ist. Warum sollte er das nicht tun dürfen? Tommy befürchtet sofort wieder, dass ich das hier falsch wiedergebe, ich nicht genau verstehe, was er damit meint. Natürlich dürfe jeder das tun, was er will, aber es sei halt so ein Geschmäckle, was dem anhafte, wenn Politiker so agieren. Er möchte das irgendwie nicht.

Um rauszukriegen, was er denn dann so genau meint, frage ich:

"Also vielleicht so eine Verurteilung, die natürlich nicht pc ist, aber die ich trotzdem mache, nämlich, dass ich Anne Will nicht mehr für voll nehmen kann, seitdem sie ihr Gesicht durch Botox und weiß der Himmel noch was, verändert hat, und jetzt genauso künstlich aussieht wie all die anderen Schönheitsfanatikerinnen weltweit. Ich kann sie einfach nicht mehr als so seriös ansehen wie vor ihrer optischen Veränderung."

"Das ist ja auch gemein, sie hat so einen Shitstorm geerntet, nach einer Sendung ging es mehr um ihr Gesicht als um den Inhalt der Sendung. Das ist doch oberflächlich."

"Eben, das meinte ich ja, womöglich eine spießige Ansicht von mir, genau so wie deine Ansicht über Politiker mit ihrem vielleicht ungewöhnlichem Sexlife, durch das sie irgendwie unseriös wirken. Was aber nicht okay ist, also spießig ist, sie so zu verurteilen."

Ich weiß immer noch nicht, ob der Vergleich treffend war, oder was Tommy jetzt genau meinte. Und ich hoffe, ich habe ihn nicht allzu falsch wieder gegeben, was ja passieren kann, wenn man nicht versteht, was der andere eigentlich damit sagen will.

Jedenfalls fiel ab da in jedem zweiten Satz, wenn es nur halbwegs passte, dass Tommy der größte Spießer der Nation ist. Oder eben ich die größte Spießerin. Was wir beide weit von uns weisen. Wir Spießer? Niemals!


Whatsapp von gestern mit Tommy:

19:10 Uhr, ich:


ree

19:12 Uhr, Tommy: Der Lachs sieht aus wie ein Toastbrot 🤪

19:13 Uhr, Tommy: Guten Appetit

20:17 Uhr,Tommy: Mein Abfluss ist verstopft. Meinst du das ist psychisch?

22:09 Uhr ,Tommy: Du hast nur noch Augen für Kevin Spacey. Ich glaub ich mach Schluss

22:10 Uhr, Tommy:


ree

22:10 Uhr, Tommy: Tagliatelle Asparago

22:10 Uhr, ich: Deine vorletzte Nachricht ist mir glatt entgangen. Und ja, ich denke das ist psychisch.

22:11 Uhr, ich: Hoffe es hat geschmeckt.

22:11 Uhr, Tommy: Ich texte nur noch ins Vakuum

22:11 Uhr, Tommy: Kommt nix mehr

22:11 Uhr, Tommy: Keine Beachtung

22:11 Uhr, ich: Willst du gelten, mach dich selten.

22:12 Uhr, Tommy: Willst du Schläge, mach so weiter

22:12 Uhr, Tommy: 🙃

22:12 Uhr, ich: Dich hau ich mit meinem kleinen Finger um.

22:13 Uhr, Tommy: Aua

22:13 Uhr, ich: Kevin Spacey ist wie du. Und du landest irgendwann im Knast. Oder im Spießertum.

22:14 Uhr, Tommy: Du bist im Knast deiner kleinen Welt eingesperrt

22:16 Uhr, ich: Das siehst du nur so durch deine Spießerbrille. In Wirklichkeit bin ich so openminded, wie du es dir für dich nicht mal zu träumen wagst.

22:17 Uhr, Tommy: Du bist so openminded wie ein Vorhängeschloss

22:19 Uhr, ich: Lame. Wegen dir hab ich jetzt nen Pickel auf der Schulter, den ich nicht mal ausdrücken kann.

22:19 Uhr, Tommy: Was kann ich dafür?

22:19 Uhr, Tommy: Pickel sind so spiessig

22:20 Uhr, ich: Deine eitrige Ausstrahlung

22:20 Uhr, Tommy: Hahahaha

22:21 Uhr, Tommy: Dein Gedankenknast hat sich als Pickel manifestiert. Ich muss da mal drauf hauen

22:22 Uhr, Tommy: Das wird dich befreien

22:22 Uhr, ich: Mit deinen Homoärmchen?

22:22 Uhr, ich: 🤣

22:23 Uhr, ich: So, lass mich jetzt weiter Kevin Spacey gucken. Du kannst eh nicht gegen mich gewinnen.

22:23 Uhr, Tommy: Deine Homophobie ist der Nektar für deine Pickel

22:24 Uhr, ich: Das muss mehr aus dem Ärmel geschüttelt kommen, ist sonst so angestrengt!

22:24 Uhr, Tommy: Ich erinnere dich an meine Ärmchen wenn du wieder heulst vor Schmerzen

22:24 Uhr, ich: Ok

22:25 Uhr, Tommy: Hochmut, nichts als Hochmut


Heute Morgen:

11:17 Uhr, Tommy: Auch wenn unsere Ehe zerrüttet ist, ich wäre für heute Mittag ca. 12:30 zu haben oder sonst erst am Nachmittag..?

11:19 Uhr, ich: Unsere Ehe ist nicht zerrüttet. Sie lebt von unserer perfekten Streitkultur. Deshalb willige ich ein, dich um 12:30 zu haben.

11:30 Uhr, Tommy: Haha

11:58 Uhr, Tommy: Hast du Interesse an einem Croissant?

11:58 Uhr, ich: Ja, heute gönne ich mir! 😍


Zu Tinder: ich hab dem armen schüchternen Mann, der sich bedankt hatte für meine profane Frage, wie es ihm geht, dann doch noch was geschrieben. Ich will ja nicht auch so ein Arsch sein wie dieser Stylo-Doofmann „aB“.

In seiner Antwort siezt er mich und ist weiterhin auffallend schüchtern. Da er irgendetwas von Familie schreibt, aber so seltsam, verstehe ich nicht, ob er vielleicht eine sucht, mit der er eine Familie gründen kann. Das frage ich ihn ganz lieb. Dann wäre ich vielleicht schnell raus aus der Nummer und kann mich höflich verabschieden. Er siezt mich in seiner Antwort schon wieder, obwohl ich ihm das „Du“ angeboten hatte, und schreibt, ja, er wünsche sich Kinder, er liebe Kinder, "und Sie?"

Hm. Ist der doof? Sieht er nicht mein Alter?

Also schreibe ich ihm, dass ich zwei erwachsene Kinder habe, und ihm viel Glück und alles Gute wünsche.

Tommy meint, als er sich die Konversation anguckt:

„Das ist ein Bot!“

„Echt? Hä? Aber wofür? Was will der den? was soll der denn aus mir rausholen? Ist doch alles umsonst hier!“

„Du sollst ihm bestimmt bald bei irgendwas helfen, damit du ihm Geld überweist!“

Krass, ein arroganter Fatzke, ein alberner Känguru-Mann, ein Bot.

Was für eine erfolgreiche Ausbeute für jetzt 2 Wochen!

Das Nervige bleibt, ich müsste mir tausendfach Profile anschauen, um auf einen halbwegs akzeptablen Mann zu stoßen. Das geht zwar schnell das Durchforsten, weil meistens schon das erste Foto völlig ausreicht, um denjenigen auszuschließen. Trotzdem Tausende!

Seit Tagen konnte ich kein einziges Herzchen mehr vergeben, weil es wirklich unterirdisch ist.

Ich weiß nicht ob das wirklich nur an meiner Arroganz liegt, ich geb zu, ich bin ein wenig schwierig, denn ich mag weder Bart/Schnauzträger noch Glatzköpfe, noch Langhaarige oder Pferdeschwänzchen. Ich mag weder Ausländer noch Deutsche. Mich beeindruckt weder ein glänzendes Motorrad noch ein blankgewienertes Auto. Im Gegenteil. Aktive Sportskanonen und Muckimänner lehne ich genauso ab wie lahmarschige Couchpotatos.

Typen mit Bierglas in der Hand, einem großen Fischfang vorm Bauch (wieviel Kerle angeln eigentlich?), oder den Enkeln auf dem Schoß, finde ich auch nicht besonders anziehend.

Im Hintergrund gruselige Einrichtungen, ungemachte Betten mit abstoßender Bettwäsche, geschmackloser Krimskrams auf der Kommode, oder Palmen vom Schnappschuss vom letzten Mallorca-Urlaub. Fotos, die vor Spiegeln im Schlafzimmer oder im üsseligen Bad aufgenommen wurden, und der Fotograf ins Handy statt in den Spiegel glotzt.

Zumindest hab ich jetzt raus, dass Profilbilder auf denen nur das Meer, ein Sonnenuntergang oder etwas anderes „Schönes“ zu sehen ist, und auch wenn es nur ein einziges Foto von demjenigen gibt, ohne weiteren Text oder Altersangabe, darauf schließen lässt, dass sie auf der Suche nach Sexpartnerinnen sind. „ONS“ heißt das da. One-Night-Stands.

Das wollen nämlich viele ehrliche Bierbauchopis nicht, und schreiben das in ihre Texte, die suchen stattdessen etwas Festes, Treues, Liebevolles für den Lebensabend.

Schön ist auch immer „NR“, gleich als Erstes. Nichtraucher. Die kommen bei mir auch direkt weg. Würde aber jemand explizit schreiben, dass er Raucher ist, fände ich das genauso ekelhaft. Ich wische auch direkt weiter wenn bei den Schlagwörten „Astrologie“, „Fussball“ oder „Wandern“ auftaucht. Manchmal haben welche „sapiosexuell“ angekreuzt. Musste ich erstmal googeln. Das bedeutet, dass eine erotische Hingezogenheit zum Intellekt besteht. Okay, das kann ich auch von mir behaupten, wie hoffentlich die meisten. Aber die Typen, die das angeben, sehen selber nicht gerade aus, als wüssten sie überhaupt was das ist. Vielleicht auch wieder nur so ein Tinder-Codewort für irgendetwas Schweinisches.




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