Mittwoch, 24. November 2021
- Mai Buko
- 24. Nov. 2021
- 19 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. Nov. 2021
Dienstag:
Während Yoga musste ich öfter mal niesen, das war mir sofort peinlich, wie all solche Symptome in dieser Richtung, die man seit Corona in der Öffentlichkeit tunlichst vermeiden sollte, aber nicht kann.
„Das liegt garantiert am Staub, der hier rumfliegt!“ beschwichtigt Mechthild meine Meisterin sofort und lacht.
Auf der Arbeit geht die Nieserei dann peinlicherweise weiter. Selbst wenn man sich allein irgendwo wähnt, kommt von der hintersten Ecke ein „Gesundheit!“
In den Nachrichten wieder vermehrt Corona Desaster. Höchste Inzidenz ever, auch Geimpfte erkranken schwer, Boosterimpfungen eigentlich erstmal nur für über 70jährige, Ärzte überfordert, da Impfzentren wieder geschlossen, Teststationen dürfen jetzt wieder einmal wöchentlich Tests für Bürger umsonst anbieten, die vergangene Massnahme, dass die Leute die Tests selbst zahlen sollen hat sich als Schwachsinn herausgestellt, angedacht war, dass sich das restliche Volk dann halt impfen lässt, ist nicht wirklich aufgegangen, und da die Geimpften sich nicht testen lassen müssen, aber doch Träger des Virus sein können, ist das Ganze nach hinten losgegangen.
Mittwoch:
Schlecht geschlafen, links entwickelt sich ein Ohrenschmerz, so dass ich mich nicht auf die linke Seite drehen kann, weil die kleinste Berührung, auch die eines weichen Kopfkissens, mir Todesblitze ins Hirn schießt. Auf die rechte Seite kann ich mich aber auch nicht drehen, weil meine rechte Hüfte so schmerzt. Auf dem Rücken kann ich nicht einschlafen, was aber dann anscheinend doch gelingt, denn ich werde immer wieder wach, weil meine Nase total verstopft ist. Mein entzündetes linkes Auge sieht am Morgen aus, als hätte mir jemand drauf gehauen. Auf dem Tränensack ein weiteres geschwollenes Säckchen, rote Adern kreuz und quer, der Augenwinkel zugeklebt.
Von der Arbeit aus ruf ich andauernd bei der Augenärtzin an, die für viele unserer Bewohner zuständig ist, und ich sie oft in ihre Praxis begleiten musste. Alle Versuche einen Termin in irgendeiner Augenarztpraxis in Köln zu ergattern scheitern seit Wochen, selbst hier die Sprechstundenhilfe schmetterte mich vor 2 Wochen ab, da sie heillos überfüllt seien. Ich spiele erneut die Karte aus, dass ich ja mit sämtlichen Bewohnern unseres Heimes oft bei ihnen sei, ob sie nicht doch mal schauen können, ob ich nicht irgendwann dazwischen schnell mal rein könnte, es handele sich schließlich um eine akute Entzündung, die ich allein einfach nicht in den Griff bekomme.
Ok, ich soll morgen früh um 8:05 Uhr anrufen und dann sagt man mir, wann ich am selben Tag kurz vorbeikommen kann. Danke.
Die Nieserei geht weiter, die Nase läuft, ich fühl mich leicht krank, da mein Kopf langsam zuschwillt.
Donnerstag:
8:07 Uhr Anruf in der Praxis, Anrufbeantworter: Sie rufen ausserhalb der Sprechzeiten an, blabla, um 8:15 Uhr öffnet die Praxis.
Hab ich das Zeitfenster verpasst, sollte ich exakt um 8:05 anrufen? Hab ich es verkackt?
Ich rufe bis 8:25 Uhr ungefähr 17 mal da an, immer geht der Scheiß-Anrufbeantworter an. Die Schweine, die haben doch längst geöffnet!
Endlich eine direkte Verbindung, die Arzthelferin fragt wann ich da sein kann, ob ich 9 Uhr schaffe, ja, schaffe ich, bis gleich.
Die Ärztin stellt fest, dass nicht nur meine Bindehaut angegriffen ist, sondern auch meine Hornhaut. Ich bekomme Anweisungen wann ich die Cortisontropfen nehmen soll, wann die Pflegetropfen um mehr Tränenflüssigkeit zu produzieren, und wann ich die Wundheilsalbe auf das Auge und in den Winkel auftragen soll.
Macht 32 Euro, sagt die Apothekerin, bis auf das Cortison war alles auf einem „grünen“ Rezept.
Mein Schnelltest zu Dienstbeginn sagt, dass ich negativ bin.
Mittlerweile spreche ich wie ein alte Tunte, also ziemlich nasal, mein Blick ist getrübt, fühle mich kraftlos.
Die Heimleiterin sieht und hört mich und möchte dass ich sofort nach Hause gehe. Ich habe aber noch ein paar wichtige Dinge zu tun, muss den Wochenveranstaltungsplan fertig machen, die Planung für die Besorgungen und Erledigungen der nächsten Woche strukturieren.
Die nächste Woche wird nämlich anstrengend, neben dem Gottesdienst am Mittwoch, den ich ausrichte, ist der erste Advent am Sonntag das große Ding. Dafür muss einiges vorbereitet werden.
Am Montag werde ich nachmittags eine Singrunde veranstalten, vormittags stehen Fallbesprechungen an, und ich muss auf dem Whiteboard meine Kollegen für die Woche in Bereiche und speziellen Bewohnern, die diese Woche besondere Aufmerksamkeit benötigen, zuteilen. Deswegen muss ich klugerweise am Dienstag für unsere sechs Wohnbereiche sechs Adventskranzrohlinge besorgen, die ich dann am besten am Donnerstag mit den Bewohnern als Gruppenangebot schmücken werde.
Dafür müsste unser neuer FSJler Toni erstmal kontrollieren ob ich vom letzten Jahr noch alle 6 mal 4 LED-Wachskerzen für die Kränze habe, ob Batterien ausgetauscht werden müssen, oder gar neue Kerzen gekauft werden müssen.
Ausserdem müsen noch für die Adventskalender 6 mal 24 Leckerlis besorgt werden, das könnte vielleicht auch Toni übernehmen, dem kann ich dann auch zeigen wohin sie am besten gehangen werden, dann hab ich das aus den Füßen. Undsoweiter.
Die Heimleiterin verbannt mich in Quarantäne, steckt mich in das leere Büro der Hauswirtschafterin, die ist in Urlaub, so dass ich mit niemand Kontakt habe, ich könnte ja sämtliche Bewohner oder Kollegen anstecken.
Danach radel ich nach Hause, lege mich mittags erschöpft ins Bett.
Mir fällt siedendheiß ein, dass heute ja das lang erwartete Abendessen im Olympia stattfindet, das Meret vor über einem Monat für uns reserviert hat.
Donnerstags bietet das Olympia im Rahmen ihres „Restaurant Temporaire“ ein 4-Gänge-Menü an. Das kostet zwar 45 Euro, aber Uli, der Koch, ist begnadet, alle bisherigen Teilnehmer der auf 24 begrenzten Personen pro Donnerstag schwärmen von dem Genuss und die Fotos auf Instagram versprachen einen fantastischen eigenen Abend, für den ich gerne bereit war, das Geld zu opfern, bzw. vorher sparsam zu leben, damit ich mir das leisten kann, denn da kämen ja noch die Getränke und das Taxi nachhause dazu. Dieser Abend würde mich bestimmt 100 Euro kosten, das war es mir wert.
Diesen kostbaren Abend hatte ich mir seit Wochen herbeigesehnt.
Ach du jeh!
Na gut, ich werde mich zusammenreißen, nehme Medikamente, und morgen habe ich ja frei, beziehungsweise erst um 14 Uhr im Homeoffice online meine Fortbildung bei der Alzheimergesellschaft.
Aber ich könnte ja meine Freunde anstecken... Stöhn.
Also schreib ich in die Gruppe, zu der Meret, Gregor, Tommy, die beiden Martins und Pepi gehören, dass ich zwar negativ getestet aber erkältet bin, ob ich da überhaupt kommen kann.
Meret und Pepi reagieren sofort mit „Klar!“.
Meret hatte noch zwei ihrer Freundinnen zu unserer Gruppe hinzugefügt, die ich aber nicht kannte.
Als geklärt war, dass ich trotz Angeschlagenheit teilnehmen werde, mich dann halt an das Tischende setze, meldet sich einer der Martins, dass er mehr als nur angeschlagen ist und nicht kommen wird. Sein Martin bleibt dann bei ihm. Meret bittet die beiden dann im Olympia abzusagen. Also zwei weniger.
Meret startet dann nebenbei einen privaten Chat mit mir. Sie würde jetzt die Sitzordnung korrigieren, falls ich nicht PCR getestet bin, da eine ihrer Freundinnen, die ja auch mitkommen würde, eine krebskranke Freundin hat, und deswegen keinerlei Risiko eingehen möchte.
Dann fragt sie durchaus berechtigt, ob es denn überhaupt vom Olympia aus erlaubt sei mit Erkältungssymptomen dort aufzukreuzen.
Ich schreibe also Martin vom Olympia an, wir sind seit 25 Jahren befreundet, gehen gemeinsam in die Dienstagmorgen-Yogagruppe und anschließend immer ins Café Sur um dort ein "Mai Buko-Frühstück" einzunehmen (meine eigene Kreation: eine warme Scheibe Schwarzbrot mit einem gekochten Ei und Butter und einen Cappuccino), und frage ihn ob es erlaubt sei.
Er antwortet: klar, ich sei ja dreifach geimpft und negativ getestet.
Meret gibt mir zeitgleich in unserem privaten Chat den Auftrag, falls die vom Olympia Bedenken hätten eine Erkältete rein zu lassen, wie es dann wäre, gleich die ganze Gruppe abzusagen, ob sie Nachrücker oder so hätten.
Oh Gott, stimmt ja, das ist ein Problem.
Denn natürlich haben sie ihre Kalkulationen, die Einkäufe und Vorbereitungen sind auf die Anzahl der reservierten Plätze abgestimmt.
Ich antworte ihr, dass ich kommen darf.
Das findet sie eigentlich nicht so „astrein“ von denen.
Hä?
Da kommt eine neue Nachricht von Olympia-Martin, dass Uli gerade zwei Absagen aus unserer Gruppe habe, wir also nur noch 4 Personen seien, für die er das Tischende reserviert habe.
Ich verstehe nicht, antworte ihm, dass ich davon ausgehe, dass wir mehr seien, ich aber in unserer Gruppe nochmal nachfrage.
Herrjeh, mein Kopf brummt. Um was soll ich mich denn noch so alles kümmern?
Ich will ins Bett und schlafen oder zumindest ein wenig ruhen.
In der Gruppe gab es mittlerweile auch rege Kommunikation, da ging es um dritte Impfungen, und Testungen für heute abend.
Als ich frage, wer denn jetzt heute definitiv dabei ist, es gäbe Unsicherheiten bei den Olympias, da meldet sich die eine Freundin von Meret und sagt für sich und ihre Begleitung ebenfalls ab.
Meret bittet daraufhin auch sie, dies den Olympias mitzuteilen.
Wir rechnen zusammen und stellen fest, dass wir zu fünft sind. Vier weniger als Meret angemeldet hat. Okay, schöne Scheiße, aber das gebe ich Olympia-Martin in unserem separaten Chat genau so weiter.
Mein Kopf platzt gleich. Ich fühl mich kränker als je zuvor, will einfach nur was im warmen Bettchen schlafen. Diese unterschiedlichen Chats verwirren mich zunehmend.
Meret meldet sich wieder in der Privatunterhaltung mit mir und meint, das wäre ja, unabhängig von Corona, totaler Schwachsinn, ich würde mich kacke fühlen und morgen flach liegen. Sie hätte gestern irre Kopfschmerzen gehabt, wenn das heute auch noch so gewesen wäre, würde sie nicht kommen.
Ich sage ihr, dass ich ja morgen mehr oder weniger frei habe. Und wenn ich heute nicht ginge, dann würde das ja nie was mit dem Restaurant Temporaire für mich. Allerdings verunsichere sie mich jetzt gerade.
Sie entschuldigt sich, sie wüsste es ja halt auch nicht, aber sie würde es nicht machen, weil es ihr mit Erkältung viel zu anstrengend wäre.
Ich bin völlig überfordert, vielleicht hat sie recht, und ich sage, falls mein Niesen bis 18 Uhrt heftiger wird, dann sag ich ab.
Sie meint, das wäre doof, weil 18 Uhr zu spät sei, entweder vorher oder ich komme halt, oder, wenn ich absage, dann bitte für die ganze Gruppe!
„Ohmann, danke für den Druck jetzt noch!“ schreibe ich völlig überlastet.
Sie: „Jetzt reicht's mir. Gleich sag ICH ab!“
Was ist denn mit Meret los?
Im Gruppenchat schreibt derweil Tommy :
„Nachher sitzen wir da komplett allein, ...was ein Drama“
Pepi schickt ein lachendes Smiley und Meret schreibt:
„Und nun will ich NICHTS mehr hören bis wir uns sehen“
Darauf ich: „Frag mich mal!“
Meret: „Nee, frag DU MICH! Ich hab ja noch 3 parallele Chats dazu laufen!“
Und dann: Meret hat die Gruppe verlassen.
Hä?
Warum ist sie so aufgebracht?
Ich hab ja auch diese anstrengenden Chats nebenher, mit ihr, mit Olympia-Martin UND fühle mich absolut erschossen, brauche Ruhe, damit ich Kraft tanken kann für heute abend, und beschwere mich nicht.
Jetzt noch dieser Druck. Ich soll für die restliche Gruppe absagen, wenn ich nicht kommen kann, Meret hat mir den schwarzen Peter zugeschoben, ich bin plötzlich verantwortlich dafür eventuell ein paar Freunden die Freude auf dieses Treffen zu nehmen und den Olympias einen finanziellen Ausfall von mehreren Hundert Euros zu bescheren.
Es geht gar nicht anders, selbst wenn ich bis dahin fiebrig bin, ich MUSS dahin.
Mannomann.
Meret hat unterdessen eine neue Chatgruppe gegründet: „Restaurant Temporaire neu“, in der wir nun nur noch zu fünft sind, und schreibt:
„So. Wer jetzt noch drin ist, muss kommen. Bis später, Schatzis! Küsschen-Emoji“
Wir trudeln alle in Minutenabständen ein, setzen uns an den Tisch, ein Aperitif auf's Haus wird gereicht, Wermut Tonic, mag ich nicht, bestelle stattdessen einen Cremant, den muss ich aber extra zahlen, okay, es gibt Käsegebäckbällchen, und bald kommt die erste Vorspeise. Ich erspare mir jetzt die Menüfolge, weil ich mich nicht mehr richtig daran erinnere, da mir immer elender wurde, ich mich in kein Gespräch mehr einbringen konnte, am liebsten nur noch auf Pepis Schulter abgehangen hätte, bzw, am liebsten in sie reingekrochen wäre, und mir ab den Gnocchis richtig schlecht wurde, ich Pepi meine Reste gab, weil ich nichts mehr in mich rein bekam, und die Hauptspeise, irgendetwas mit Hirsch, noch nicht mal da war.
Als sie dann kam, und der Teller vor mich gestellt wurde, hätte ich fast spontan dadrauf gekotzt, so schlecht war mir.
Ich stand schnell auf, schob Pepi einen Fuffi rüber, damit sie für mich mit zahlen konnte, sagte, dass ich jetzt gehen muss, ließ mir den Teller noch einpacken, bestellte mir ein Taxi und weg war ich.
Im Taxi dachte ich, so schwindelig und übel mir war, ich hätte mich im Griff, erklärte dem Fahrer, der sich danach erkundigte, um was für eine Location es sich dort handelt, denn das kannte er noch nicht. Er telefonierte dann etwas, ich betrachtete gedankenverloren all die bunten Lichter, die von seinem Armaturenbrett blinkten und aufleuchteten, es lief Eminem aus seiner Playlist.
Nach ein paar Minuten, ich hatte mir heimlich die Maske unter die Nase gezogen, weil ich kaum atmen konnte, erkundigte sich der Fahrer wirklich besorgt, ob alles mit mir okay sei. Huch, sieht man mir etwa an, wie es mir geht?
„Ja,ja schon gut. Ich bekomme nur so schlecht Luft im Moment.“
Daraufhin öffnete er das Fenster an meiner Seite bis zur Hälfte.
“Aber sagen Sie mir, falls es schlimmer wird, dann halte ich an!“
„Nein, nein, alles gut. Vielen Dank!“
Oh Gott, hielt er mich für eine besoffene Alte, oder was?
Zuhause kämpfte ich zuerst noch etwas mit der Übelkeit, nahm mir für alle Fälle mein Kotzeimerchen mit ans Bett, schlief dann aber schnell ein und wurde nur wach, wenn ich aus Versehen wieder auf meinem schmerzenden Ohr gelandet war. Ungefähr zwölf mal.
Freitag:
Nach dieser anstrengenden Nacht war ich jedenfalls froh, dass wenigstens die Übelkeit fort war. Allerdings hatte mein Schnupfen zugelegt, ich brauchte dringend Nachschub an Taschentüchern.
Ich muss halt auch aufpassen, da ich sehr anfällig für schmerzhafte Nebenhöhlenentzündungen bin, dass sich da bloss nichts festsetzt.
Die Ohrenschmerzen, die Kopfschmerzen und das Krankheitsgefühl im allgemeinen lähmten mich, die Nieserei nahm kein Ende, so könnte ich niemals an dieser Fortbildung teilnehmen.
Also meldete ich mich auf der Arbeit krank, und gab an, dass ich denke, dass ich Sonntag aber bestimmt wieder am Start bin, um zum Dienst zu kommen.
Um 14 Uhr trat ich der Fortbildungsgruppe über Zoom bei und meldete mich direkt ab.
„Gute Besserung!“
Danke, und tschüss.
Hab dann ein Zwiebelsäckchen hergestellt, Zwiebeln klein gehackt, in dünnes Söckchen gestopft, mit Pfanne platt gehauen, mit Föhn heiß gemacht und dann mit meinem Drahthaarband ans Ohr geschnürt, das soll Schmerzen lindern und Entzündungen rausziehen. Herrlich fühlte sich das an. Solange es noch warm war.
Ab jetzt roch alles nach Zwiebeln. Mein Bett, meine Wohnung, einfach alles. Sofort wieder ins Bett und weiter Ingwertee trinken.
Marie kommt nach der Berufsschule und kümmert sich rührend um mich, sie gibt mir Schmerzmittel mit dem Löffel und meint:
„Guck Mama, jetzt ist es umgekehrt, früher hast du dich so um mich gekümmert, jetzt kümmere ich mich um dich. Mund auf!“
Sie hat mir zwei Bigboxen Kleenex mitgebracht, schnibbelt mir Möhrchen und Kohlräbchen zu Sticks, die ich mit dem köstlichen Apfel-Kräuter-Schmand-Dipp, den sie mir ebenfalls frisch zubereitet hat, den Tag über essen kann. Sie sagt, es rieche wirklich nicht nach Zwiebeln, das würde nur ich wahrnehmen, da sie sehr nah an meiner Nase hängen.
Als sie weg ist, weine ich ein bisschen. Weil sie so lieb ist, und weil sie wirklich wie eine Mami zu mir ist, und weil ich meine Mama jetzt vermisse, und mir so leid tue, weil ich nicht nur überall Schmerzen habe, sondern mir dieser Scheißschnupfen jetzt auch noch meine Nase wund gemacht hat.
Samstag:
Was für eine schlimme Nacht. Voll die Atemnot zwischendurch.
Links, rechts, keine Lage ist zum Aushalten, dazu kommen jetzt auch noch wieder diese Scheiß-Fuß- oder Wadenkrämpfe.
Es reicht.
Das ist alles etwas zu heftig für eine normale Erkältung. Die müsste doch jetzt eigentlich wieder abklingen, oder?
Aber es wird alles viel schlimmer, jetzt huste ich auch noch.
Aus Angst mache ich online einen Termin für mittags beim Testzentrum bei uns im Puff.
Da wollte ich eh schon immer mal hin.
Als dieser leicht zwielichtige Nachtclub mit seinen rot glänzenden Kacheln und goldenen Emblemen und Säulen vor Corona noch geöffnet hatte, wollte ich da unbedingt mal rein, um zu sehen wie das Ding von innen aussieht, wenn es von außen schon so oldschool und kitschig wirkt. Aber es hatte sich leider nie ergeben.
Sie waren dann einer der ersten, die aus ihrem Etablissement ein Testzentrum gemacht haben.
Alles wurde draußen mit weißen Planen abgeklebt, nichts erinnerte mehr an früher.
Das Gerücht ging um, dass sich die Damen des Clubs haben umschulen lassen, damit sie jetzt die Bürger testen können.
Jeden Tag kam ich auf dem Weg zur Arbeit daran vorbei, und sah die Menschenschlangen davor und dachte mir, ach, all diese Spacken, die wollen ja nur da rein und sich testen lassen um einmal in diesem Puff gewesen zu sein. Sie wollen doch nur sehen, wie es da drinnen aussieht.
Reine Projektion, denn genau das wollte ich ja eigentlich.
Da ich aber von Anfang an auf der Arbeit getestet wurde, alle zwei Wochen sogar per PCR-Test, musste ich nie in so ein Bürgerzentrum und konnte jetzt so geringschätzig auf diese doofen, neugierigen Veedelsnachbarn blicken.
Heute also meine Premiere.
Ich reihte mich in die Schlange ein, und betrachtete ausgiebig die weißen Planen. Sie waren jetzt nach fast anderthalb Jahren so schäbig und abgeranzt, dass es auch nicht viel seriöser wirkte, als wenn sie einfach ihren alten Look behalten hätten. Innen ging es so weiter, alles war mit diesen weißen Planen abgedeckt, auf der ehemaligen Bar standen Computer, alles ging ja digital hier, nach dem Einchecken konnte man dann noch hoch in die zweite Etage, wo die Abstriche gemacht wurden. Darauf freute ich mich schon, vielleicht hätte man da noch etwas von der puffigen Atmosphäre schnuppern können, doch eine freundliche Polin forderte mich auf, mich ruhig schon mal da vorne, direkt neben der Treppe nach oben, hinter den (weißen) Vorhang zu setzen, sie käme gleich. Schade.
Die Nase lief, ich musste jetzt endlich meine Nase putzen, hustete noch befreiend mit runtergezogener Maske, als sie schon kam und meinte:
„Ruhig unten lassen die Maske, wo wollen Sie, Mund oder Nase?“
Überrascht dass man hier wählen kann, bei uns auf der Arbeit geht nur Nase, und zwar bis man heult, entschied ich mich für Mund.
Als sie kurz meinen Rachen mit dem winzigen Stäbchen kitzelte, reagierte ich wie immer mit einem Würgereiz, sie lachte, tätschelte liebevoll mein Knie, und meinte: „Fertig!“
Echt jetzt, das war's? Okay.
Im Café noch mit Tommy auf's Ergebnis gewartet, negativ, und dann wieder nach Hause, ab ins Bett.
Sonntag:
Keine Veränderung, eher alles noch schlimmer.
Nur mein Auge scheint sich erholt zu haben, ist nicht mehr rot und schleimt auch nicht mehr so heftig.
Mittags ruf ich bei mir auf der Arbeit an, Kollegin Miri geht dran, sie hat überraschenderweise Dienst, ist wohl für jemanden eingesprungen. Denn bei uns ist es wie im Rest von Deutschland, Pflegepersonal fehlt andauernd, ist krank, hat gekündigt, die Zeitarbeit kommt auch nicht...
Ich sag Miri, dass ich heute nicht kommen werde, mich morgen dann offiziell noch mal krank melde, aber heute hätte ich ja die Begleitung von Frau Sch.s Geburtstagskaffeeklatsch.
Der fällt aus, sagt Miri, weil Frau Sch. gestern gestorben ist.
Das ist ja krass. Frau Sch. war orientiert, überaus liebenswürdig, ging jeden Tag mit ihrer Tochter spazieren, machte bei den anspruchsvolleren Gruppenangeboten mit und war immer überaus freundlich, wirkte äusserst zufrieden.
Sie hatte sich nach dem Mittagessen ins Bett gelegt, wie immer, und ist dann verstorben. So unerwartet sie verstarb, so schockierend das für ihre Tochter ist, die sie zum Spaziergang abholen wollte und sie tot vorfand, so wunderschön ist doch dieser Tod. Im Schlaf, ohne vorheriges langes Leiden, im Reinen mit sich und ihrer Tochter, zufrieden mit der Welt. Besser geht's nicht. Trotzdem bin ich natürlich auch schockiert und traurig, brauche nach dem Telefonat noch etwas, denke viel an Frau Sch., werde etwas melancholisch.
Abends bestelle ich mir von einem Restaurant bei mir um die Ecke, das mit „leichter Kost“ wirbt, ein persisches Reisgericht, als es gebracht wird, stürze ich mich darauf, weil ich richtig Hunger habe. Nach dem ersten Biss denke ich, hm, da fehlt doch was, und salze nach. Nach dem zweiten Bissen pfeffere ich nach, aber irgendwie schmeckt es nach gar nichts.
Ohjeh! Jetzt hab ich Geschmacksverlust!
Ein sicheres Symptom, das für Corona spricht.
Ich versuche genau den Geschmack zu bestimmen, nehme nacheinander eine Gabel vom Reis, von den Champignons, den Rinderfiletstreifen, aber alles schmeckt gleich.
Nach nichts irgendwie.
Ich denke mir, okay, einen kleinen Unterschied schmecke ich schon, aber doch sicher nur, weil es sich um verschiedene Konsistenzen handelt. Der Reis sieht und fühlt sich wie Reis an, und schmeckt also nach Reis. Bei den Pilzen dasselbe.
Ich teste jetzt einen Schluck Cola. Auch hier kann ich nicht einen krassen Colageschmack ausmachen, und überlege, ob ich jetzt spinne, ob ich vielleicht besser in zwei Gläser jeweils einmal Sprudelwasser und einmal Cola schütten soll und dann mit verbundenen Augen probieren, ob ich den Unterschied bemerke.
Das wird nicht klappen, stelle ich sofort fest, denn die Cola ist viel kälter als das Wasser, daran allein würde ich es schon erkennen.
Ich probiere etwas von dem mitgeliefertem Fladenbrot, auch hier: geschmacklos.
Es schmeckt wie Fladenbrot, aber bestimmt nur, weil ich weiß, dass es Fladenbrot ist. Herrjeh. Es ist wie mit meiner Augenkrankheit. Ich kann nicht dreidimensional sehen.
Dass etwas Tiefe hat, kann ich mir erklären. Dass das Auto dahinten kleiner ist heißt, dass es weiter entfernt ist. Mein Hirn fügt schon alles zusammen wie es sein soll. Fast immer. Manchmal falle ich aber immer noch darauf herein, denke bei fremden Treppen, da ist ja noch eine Stufe, und stolpere, weil es nur eine optische Täuschung war.
Und hier bei dem Essen sagt mir auch nur mein Hirn, dass hier schmeckt wie Reis, weil es wie Reis aussieht und sich im Mund wie Reis anfühlt.
Ich dreh durch, ich hab Corona!
Ein letzter Test, der mich nicht verarschen kann, wird noch unternommen: ich gehe ins Bad und besprühe mein Hand mit meinem Lieblingsparfüm. Das ganze Badezimmer duftet sofort wunderbar.
Uff.
Das Essen war also einfach nur fad. Der Rest eigener Psychokram. Okay, bei Erkältungen schrumpfen die Geschmacksknospen ja auch, deshalb wirkte es wohl noch fader.
Montag:
Nach einer erneuten Horrornacht und keiner Verbesserung meines Zustandes melde ich mich auf der Arbeit weiterhin krank und mache einen Termin bei meinem Arzt aus, für Atemwegsinfektionskrankheiten hat er nur zwischen 12 und 13 Uhr geöffnet.
Die Praxis ist voll, selbst auf dem Flur stehen Leute, wenn auch mit Mindest-Abständen voneinander getrennt, sind hier bestimmt 12 Leute, die alle potentielle Corona-Virus-Träger sind. Inklusive mir. Jeder Nieser, jeder Huster, lässt mich schuldvoll auf den Boden glotzen. Denn nach dieser absurden Geschmacksverlustparanoia, hatte ich online in der „Zeit“ gelesen:
„Schnupfen ist Ihr neuer Geschmacksverlust. Wer einen Impfdurchbruch hat, leidet wahrscheinlich seltener an trockenem Husten, Kurzatmigkeit oder Geschmacksverlust und eher an laufender Nase, Kopfschmerzen, Niesen und Halsweh.“
Alles klar, ich werde ihn gleich nicht nur um ein neues Schmerzmittel für die Ohren und eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung bitten, sondern auch um einen PCR-Test.
Den bietet er mir aber von sich aus an, als er mich sieht.
Ich rufe auf der Arbeit an und teile ihnen mit, dass ich noch die ganze Woche krank geschrieben bin, und heule fast, weil es mir so leid tut, weil ja diese Woche alles so anstrengend ist, und eigentlich von mir gemacht werden sollte. Aber ich erkläre Adele alles ausführlich, sie schreibt sich alles auf, und überhaupt können sie mich ja bei jeder noch so blöden Frage anrufen, ich freue mich.
Dienstag:
Diese Nacht war nicht nur schlimm, sie war alptraumhaft, denn ich hatte richtig Todesangst.
Ich hatte wieder diesen Husten, den ich auch so manchmal habe, wenn ich mich verschlucke, also an nichts verschlucke, aber mein Hals und Hustenreflex so reagiert, als hätte ich etwas verschluckt.
Das ist jedesmal grauenhaft, weil ich dann echt keine Luft bekomme, die Luftröhre aus Vorsicht einfach dicht macht, und ich dann huste, was das Zeug hält, Tränen laufen, ich beim einatmen spüre, dass da nur ein ganz winziger Spalt ist, der gerade den Sauerstoff reinlässt, Panik macht sich dann breit, dann denke ich, okay, das kann jetzt wirklich dein letzter Hustenanfall sein, eventuell hilft hier nur noch ein Luftröhrenschnitt, notfalls mit einem leergeräumten Kugelschreiber, den man mit voller Wucht unterhalb des Kehlkopfs reinstechen muss, wie ich es schon zigmal im Filmen gesehen habe. Aber weil man ja nicht reden kann, falls überhaupt jemand in der Nähe ist, wenn ich diesen Husten-Erstickungsanfall habe, kann ich also auch niemanden informieren, dass man mir jetzt einen Kugelschreiber in die Luftröhre hämmern muss. Und wenn man allein ist, dann ist es zwar nicht so peinlich, aber leider auch die Möglichkeit, dass man gerettet wird, geradezu unwahrscheinlich. Um Hilfe kann man ja nicht rufen.
In der Nacht werde ich von dieser geschlossenen Luftröhre wach, springe sofort in eine Sitzhaltung, und huste schon wie eine Verrückte. Ein trockener, absolut nicht helfender Husten, er macht alles noch schlimmer, reibt an den eh offenbar aufgerissenen Luftschachtwänden, die sich schließen wollen, aneinander kleben, dicht machen halt.
Mir wird schwindelig, ich werde panisch, weil es nicht weniger wird, der Hals ist zu und gleichzeitig kratzt es so, dass der blöde Husten denkt, er könne da was ausrichten und den kratzigen Fremdkörper nach draußen speien oder so, aber da ist ja nix!
Nach quälenden Minuten stehe ich schweißgebadet in der Küche und kann ein paar winzige Schlucke Wasser zu mir nehmen, die ich aber ganz vorsichtig zu mir nehmen muss, weil das Schlucken auch schon wieder diesen Husten auslöst.
Aber es wird weniger, ich beruhige mich, schnapp mir ein paar Gummibärchen, die ich für notfalls neben mein Bett lege, um eins zu lutschen, falls es nochmal passiert.
Das sagt mir mein Instinkt, dass ich was Schleimiges lutschen muss, wenn es wieder losgeht. Und auch meine Erfahrung. Denn nach Hustenanfällen dieser Art am Tag, hat mir Weingummi schon mal geholfen, dass sich alles schneller beruhigt.
Tatsächlich passiert mir das noch zweimal in dieser Nacht und tatsächlich sorgt jeweils ein oranges Gummibärchen dafür, dass es sich allmählich beruhigt. Auch wenn es etwas gedauert hat, bis ich überhaupt fähig war, mir dieses Gummibärchen in den Mund zu schieben.
Am Morgen bin ich gerädert. Wirklich am Ende mit Kraft und Hoffnung, das alles wieder gut wird.
Mein Brustkorb schmerzt vom Husten so, es fühlt sich an, als hätte ich sämtliche Rippen gebrochen.
Das kann wirklich passieren. Meiner Schwester ist mal eine Rippe gebrochen als sie Keuchhusten hatte.
Noch vor dem Frühstück ruft mich Olympia-Martin an, und fragt ob wir uns gleich beim Yoga sehen, ich erkläre ihm, dass ich nicht kommen kann, da ich krank bin. Er bittet mich daraufhin doch bitte Mechthild anzurufen, da er schon auf dem Rad ist und losfährt aber zu spät kommen wird, sie soll bitte die Tür auflassen.
„Du kommst immer zu spät, du Hornochse! Du weißt doch: Pünktlichkeit ist die Höflichkeit des Yogis!“
„Ja, ich weiß....“
Ich rufe also Mechthild an, der Kurs fängt in wenigen Minuten an, ich befürchte schon sie wird nicht mehr ans Telefon gehen, aber sie meldet sich, als ich ihr erkläre, dass Martin wieder zu spät kommen wird, vollendet sie den Satz: „Weil er noch bei dir ist!“
Hahaha, nein, um Gottes Willen!
Mist, zu spät, falsch reagiert. Ich hätte da so schön eine abstruse Geschichte draus machen können, ja, er ist gerade neben mir wach geworden, wir sind ein heimliches Liebespaar, sag bitte nichts seiner Frau.
Eine halbe Stunde später kommt mein PCR Ergebnis auf meine Warn-App. Negativ.
Ich war mir jetzt so sicher, dass ich es habe. Das gibt es doch nicht.
Mittags kommt wieder Marie, holt meine Krankmeldung und bringt sie mit der Heißklebepistole (die ich ausgeliehen hatte, damit sie sich Trillionen von Stoffblüten auf einen Haarkranz und Klamotten kleben kann, weil sie sich zu Karneval als ein Folklore-Girl aus „Midsommar“ verkleiden wollte) zu meiner Arbeit, besucht Opa, liest ihm etwas vor, und bringt mir anschließend meinen Mantel, den ich bestellt hatte, und der, wie alles, was ich bestelle, zu meiner Arbeit geliefert wurde, und kauft mir noch etwas schleimlösenden Hustensaft.
Am Nachmittag kommt eine erneute Meldung auf meine Corona-Warn-App: Sie leuchtet rot: ich hatte gestern 1 Begegnung mit erhöhtem Risiko.
Ja, ich weiß, ich war ja beim Arzt zu der Atemwegsinfektionssprechstunde.
Mittwoch:
Heute Nacht zwei weitere Erstickungsanfälle gehabt, Gummibärchen gelutscht undsoweiter.
Den Morgen damit verbracht diesen komischen Anfällen in der Nacht hinterher zu googeln, und bin auf sämtlichen Kanälen fündig geworden.
Es handelt sich um einen sogenannten „Reizhusten“, der unterschiedliche Ursachen haben kann, wovon Rauchen, chronische Bronchitis und akute Erkältung auf jeden Fall schon mal allesamt auf mich zutreffen.
Was man tun kann?
Nicht auf dem Rücken schlafen.
Ha! Da ich weder links noch rechts wirklich schlafen kann, ich weiß, es spielt schon fast keine Rolle mehr bei all meinen Scheißsymptomen, aber ich habe rechts meine schmerzende Hüfte, und links mein schmerzendes Ohr, dem es aber heute schon viel besser geht, genau wie meinem linken Auge, man sieht ihm nichts mehr an, ich spüre auch nichts mehr, nehme also nur noch einmal täglich diese Kortisontropfen, jedenfalls rolle ich deswegen ja schon immer wieder auf den Rücken.
Dann soll man sich halt hochlagern, also fast sitzend schlafen. Das werde ich versuchen.
Und man sollte kalte Luft vermeiden, also keine kalte Luft einatmen. Hm. Ich kann aber mein Fenster nachts nicht schließen, sonst ersticke ich doch.
Man soll viel heiße Getränke zu sich nehmen, am besten mit Honig, vorm Schlafengehen zum Beispiel warme Milch mit Honig, igitt, aber das werde ich auf jeden Fall heute Abend machen. Und Tee trinke ich sowieso schon seit Tagen literweise, mit und ohne Ingwer.
Man könnte sich einen Luftbefeuchter anschaffen. Was kostet so was denn? Aha, nach eingehender Recherche wäre ich schon ab 40 Euro dabei, wobei der Mittelwert bei ca. 200 euro liegt, was mir dieses Teil für 40 Euro direkt irgendwie unkoscher vorkommen lässt. Es ist ein Kreuz.
Dann kann man natürlich inhalieren. Ich schreibe mir direkt mal Kamille auf den Einkaufszettel.
Und Bonbons oder spezielle Tabletten lutschen! Ha, wusste ich es doch!
Ein Mittel wird vielerorts gepriesen, weil es die trockenen Schleimhäute einschleimt oder so ähnlich, das heißt „GeloRevoice“, das notiere ich mir auch auf meinem Einkaufszettel.
Und dann noch neue Taschentücherboxen, und etwas Süßes zum trösten.
Denn ein Resultat dieser ganzen Recherche war auch der Fakt auf was das alles hinauslaufen kann, wenn man so etwas öfter hat, dass das Ganze natürlich auch bedeuten kann, dass man längst schlimmen Lungenkrebs hat.
Ich ziehe voller Vorfreude den neuen Mantel an, der ist mir viel zu groß, den gab es aber nur noch in dieser Größe, er ist furchtbar gemütlich, komplett wattiert, irre warm, dazu zweiteilig, man kann eine darüberliegende Weste mit Kapuze auch weglassen, dann ist es nur ein riesiger Parka.
Ich liebe ihn. Aber ich muss zugeben, ich sehe darin aus wie ein Walross. Ein schickes Walross, im Hipster-Asian-Style.
Tommy, den ich nach meinen Einkäufen noch kurz im Forum unter dem Heizstrahler auf einen Cappuccino treffe, meint, nein ich sähe nicht fett aus, wirklich nicht, ich sähe jetzt aus wie Missy Elliot.
Du armer Hase hast natürlich Nicht-Corona, die zweitätzendste Röchelkrankheit nach Corona. Hatte ich ja auch schon x Mal, jedesmal grausig.