Donnerstag, 24. September
- Mai Buko
- 24. Sept. 2020
- 11 Min. Lesezeit
Jetzt ist es tatsächlich mehr als einen Monat her, dass ich das letzte Mal hier einen Eintrag reinstellte.
Das hat verschiedene Gründe. Ursprünglich lag es daran, dass mein Computer plötzlich den Geist aufgab. Das war an sich schon eine Katastrophe, aber ihn auch noch für mehrere Wochen in Reparatur zu geben, und das nach einer nervenaufreibenden Recherchen-Odyssee inklusive Apple-Spezial-Auflagen, kam einem Herzstillstand nahe.
Als er weg war, bemerkte ich wie dumm es war, alle Passwörter nur in meinem Rechner gespeichert zu haben. Klar, ein paar hatte ich irgendwo notiert, aber die waren teilweise auch schon wieder verändert, es folgte ein mieser Rattenschwanz an nervigen Tätigkeiten um an meine Daten zu kommen, damit ich wenigstens von meinem Handy aus bestimmte Dinge erledigen konnte, die ich vorher nie über mein Telefon gemacht hatte, wie Online Banking, Paypal oder dringende Interneteinkäufe.
Ich fing an meine Erlebnis-Erinnerungen handschriftlich festzuhalten. Zum einen konnte ich dann aber leider teilweise meine Schrift im Nachhinein nicht mehr entziffern, zum anderen war ich zu faul, das ganze Zeug nach vier Wochen in meinen Computer zu tippen. Sehr wahrscheinlich gehören diese Notizhefte nun auch zu dem Papiermüll, den ich mich lange sträube wegzuschmeißen. Aber mal ehrlich, was soll ich jetzt noch damit?
Jetzt habe ich mein Schätzchen seit einer Woche wieder, aber fremdel noch ein wenig, vor allem mit dem Schreiben. Und was ich zu erzählen habe, ist auch nicht so unterhaltsam, fürchte ich. Den eigenen Jammerlappen zur Schau zu stellen, ist auch nicht wirklich befriedigend. Oder doch?
Ich nutze ihn jetzt hauptsächlich um auch in der Küche Netflix gucken zu können. Und zwar die beste Serie aller Zeiten: „Jane the Virgin“.
Ich versuche allerdings nicht so viele Folgen hintereinander weg zu gucken, damit es noch schön lange dauert, bis sie sich dem Ende nähert. Bis jetzt gibt es fünf Staffeln, ich bin aber schon bei der vierten. Seufz.
Ich bin nämlich mal wieder seit einiger Zeit körperlich angeschlagen, was sich, wie allgemein bekannt, auch auf mein Gemüt niederschlägt.
Mir ist ständig schlecht und Schwindel kommt auch mehrmals täglich um die Ecke, obwohl es überhaupt nicht mehr so heiß ist. Meine Knochen schmerzen ALLE, was das wieder soll, weiß ich auch nicht. Von der einen in die nächste Depression, na herrlich.
Nachdem mein Computer weg war, fiel ich in das erste mentale Loch. Als ich die ersten Entzugserscheinungen überlebt hatte, konnte sich trotzdem kein befreiendes Gefühl einstellen, wie es mir viele meiner Freunde prophezeit hatten:
„Wenn du erstmal ein paar Tage ohne Computer bist, wirst du spüren, wie herrlich das ist, so frei, so unabhängig, so unnötig, dieser ganze Computer-Quatsch!“
Von wegen.
Einiges konnte ich über mein Handy kompensieren. Aber dieser kleine Bildschirm nervte beim Googeln, bei Interneteinkäufen, beim Lesen von interessanten Artikeln, und Tagesthemen-Ingo Zamperoni so winzig zu sehen deprimierte mich, Mails länger zu beantworten vermied ich so gut es ging.
Ich wurde auch da richtig depressiv, mir fehlte meine Schreibmaschine, was mein Computer nun mal auch für mich ist.
Meine Stimmung und mein körperliches Befinden waren auf dem Nullpunkt angelangt.
Da kam der fünftägige Kurzurlaub nach Rhodos mit Marie gerade richtig.
Dachte ich.
Natürlich war es toll im Meer zu treiben, im Pool zu plantschen, Palmen zu sehen, unter Sonnenschirmen zu hocken und mich um nichts weiter zu sorgen, ich genoss die Verantwortungslosigkeit, weil Marie sich einfach um alles kümmerte, um Getränke, frische Handtücher, ein- und auschecken, sie war fantastisch.
Aber ich lohnte es ihr mit Psychoattacken, da ich die Hitze dort, täglich 38-40 Grad, nicht vertrug. Es gab kaum ein Windchen, und schattige Orte waren auch nur spärlich vorhanden.
Ich bekam kleinere Panikattacken, mir war manchmal richtig übel und flau und ich war sowas von nicht unternehmungslustig, sondern eher dazu geneigt, wenn wir uns nicht im Meer oder im Pool aufhielten, mich ins abgedunkelte Zimmer zu legen, in dem die Klimaanlage Tag und Nacht ratterte und so wenigstens ein Gefühl von Sicherheit auftrat, auch wenn es da drin trotzdem noch mindesten 28 Grad waren.
Schade, denn es hätte so angenehm sein können, wenn es nur 10 Grad weniger gewesen wären.
Natürlich hatte ich schon am zweiten Tag einen Durchfall Unfall, Gott sei Dank im Bad des Hotelzimmers und nicht schon auf der Terrasse am Pool, wo ich 5 Minuten vorher noch war. Aber es war trotzdem ekelhaft und niederschmetternd.
Danach fühle ich mich ja immer noch schwächer, also legte ich mich ein wenig hin.
Der armen Marie war es zwischendurch natürlich langweilig, sie stromerte dann durch die Anlage und lernte sämtliche Kellner kennen.
Mir ging es bald wieder etwas besser, da schrieb ich ihr eine SMS:
Ich: „Wo bist du jetzt? Sollen wir ans Meer? Dann bringe ich die Matratzen mit?“
(Wir hatten zwei aufgepumpte Luftmatratzen vor unserem Eingang liegen, die musste man jetzt natürlich immer schleppen, wenn wir zum Meer wollten)
Marie: „Ähm ja, ich mach irgendwie beim Bierpong mit gerade…Du weißt, wie die einen belabern"
Marie: „Ich schäme mich auch (Smiley mit Finger vorm Mund)“
Ich: „Wo ist das?“
Marie: „Main pool“
Marie: „Hoffe, das ist schnell vorbei aber kann jetzt nicht aussteigen einfach, denk ich“
Ich: „Ok. Ich komme mal“
Marie: „Ok“
Marie: „Die haben meinen Namen so laut gesagt und ich hab gesagt No no, my Mom doesn’t know and I said I’m not drinking today. (Beschämtes Smiley)“
Ich: „Du hast nen Schlüssel, ne?“
(Weil ich dann meinen in der Wand stecken lassen konnte, damit der Strom und damit die Klimaanlage weiterlaufen konnte.)
Marie: „Ja“
Also ging ich raus, und die hysterischen Anfeuerungen aus Richtung Main Pool waren nun echt nicht mehr zu überhören: „DRINK! DRINK! DRINK!“
Marie: „Aber dann war es auch irgendwie lustig. Keine Ahnung“
Marie: „Man muss sich ja auch mal auf sowas einlassen, find ich (Smiley mit Heiligenschein)“
Wie schön, da stand Marie nun inmitten ihrer neuen Freunde, sie war im Team „Henry“ und gleich war sie wieder an der Reihe, einen Tischtennisball in ein Bierglas zu werfen. Sie verfehlte das Glas, also musste sie ein Bier auf Ex leer trinken.
„DRINK! DRINK! DRINK!“
Das filmte ich entzückt. Auch wie sie später mit ihrem Team Henry, das verloren hatte, in den Pool springen musste.
Der italienische Animateur Gino wurde hoffentlich gut entlohnt, wie der sich ins Zeug legte! Er war nicht nur auffallend gutaussehend, wie eine Blaupause für alle Animateure dieser Welt, sondern auch hier beim Bierpong ein wirklich hinreißender Charme-Bolzen, der alle im Griff hatte. Später moderierte er noch die Kinder-Disko im Amphitheater, und als Comedian versuchte er anschließend die Erwachsenen zum Toben zu bringen. Das schauten Marie und ich uns alles amüsiert an, aber weil sich manche Erwachsenen trotz der mehrmaligen Aufrufe von Gino sich doch bitte an „social distancing“ zu halten und sich weiter auseinander zu setzen, nicht daran hielten und Marie es leid war, sich auch darum zu kümmern, und Gino als Comedian nicht ganz so überragend war, verließen wir das Amphitheater, legten uns auf die Wiese, die oben an das Theater anschloss und schauten ihm noch was zu. Da er aber so lame war, wie Marie enttäuscht feststellte, weil er eher wie ein aufgedrehter Clown in einer Zirkus Manege wirkte, was uns jetzt nicht unbedingt ansprach, gingen wir nach ein paar Minuten.
Ausserdem hassten wir fast alle Miturlauber hier. Das machte einen Großteil unserer Kommunikation aus, das Hetzen über die Menschen hier. Wie unfreundlich sie mit dem Personal umgingen, wie widerlich sie sich schon morgens die freien alkoholischen Getränke in sich rein kippten, wie sie ihre plärrenden Kinder nicht im Griff hatten, wie dumm sie sich in die pralle Sonne legten, wie lächerlich ihre feuerroten Sonnenbrände aussahen, und wie bescheuert sie immer wieder die Abstandsregeln missachteten. Ich spezialisierte mich auf all die Tattoos, die ich verachtete, samt ihren Trägern, Marie auf die peinlichen Urlauber, die ihre Liegen unter Schirmen trotz Verbot mit Handtüchern reservierten. Ich musste sie öfters zurückhalten, weil sie immer wieder die Idee hatte, die Handtücher wegzuschmeißen, die Liegen zu besetzen, oder sonstwie mit denen in Konfrontation zu gehen.
Da ich abends nach dem Essen geschafft war, und mich zurückzog, ging Marie alleine noch in der Beach Bar Cocktails trinken. Sie wurde sogar gefragt wo denn ihre Mom sei, weil wir ausser zum Frühstück überall gemeinsam auftauchten.
Wir machten auch einen kleinen Ausflug gemeinsam, mit einer herrlichen Bimmelbahn, in der die ganze Zeit wundervolle amerikanische Musik aus den Fünfzigern lief, wir den Fahrtwind genossen und eifrig mitsangen. So sahen wir dann auch etwas von der Umgebung unserer Ferien-Anlage in Kiatori: die karge Landschaft, süße Ziegen und träge Pferde, wunderschöne Häuser, pompöse Hotels und massenweise Bauruinen, bei denen offenbar seit Jahren alles still stand. In einem kleinen Örtchen stiegen wir aus und und kauften in den fünf Läden Souvenirs und Klamotten, tranken in einem Café leckeren Cappuccino und frisch gepressten Saft bis die Bimmelbahn, die im Kreis fuhr, wieder vorbeikam und uns nach Hause brachte.
Am letzten Tag lieh sich Marie einen Jetski aus und kurvte 15 Minuten auf dem Meer herum. Was ich superstolz filmte und gleich ihrem Papa nach Korea sendete, der auch baff war.
Hach, ich liebe meine Tochter, ihren Mut, ihre Selbstständigkeit, ihre Kontakt- und Kommunikationsfreudigkeit, und dass sie so nachsichtig mit mir und meinen Neurosen ist, sich superlieb kümmert, und auf jeden Fall dabei ist, wenn wir sowas nächstes Jahr wieder machen. Einen asozialen Pauschal-Urlaub all inclusive.
Aber dann nehmen wir noch David mit, und jeder meiner Kinder eine Freundin oder Freund, damit die Kinder, wenn sich die Mama abends erschöpft zurückzieht, noch ordentlich feiern gehen können.
Dann fing auch schon wieder die Arbeit an, Gott sei Dank war niemand zwischenzeitlich verstorben.
Ich musste allerdings zu einer extra anberaumten Fallbesprechung, da es meinem Vater merklich schlechter ging, und ich vor allen aussprechen musste, was sowieso schon vor längerer Zeit besprochen wurde: nein, er kommt nicht mehr in ein Krankenhaus, eine eventuelle Lungenentzündung wird nicht mehr antibiotisch behandelt, sollten sich die Schmerzen vermehren wird die Dosis des Morphiumpflasters erhöht. Dadurch dass er nun nur noch selten mobilisiert wird, und fast die ganze Zeit im Bett liegt, ist die Gefahr einer Lungenentzündung und auch anderer Erkrankungen, weil de Organe nicht mehr so funktionieren, erhöht. Obwohl ich es mir fest vorgenommen hatte, es nicht zu tun, brach ich dann doch in Tränen aus, und hielt mir minutenlang die Hände vors Gesicht, während alle schwiegen.
An genau solchen Fallbesprechungen mit Angehörigen, in denen geklärt wird, wie die Marschrichtung sein soll, habe ich schon hunderte Male teilgenommen. Wenn dann Angehörige weinen, weine ich jedesmal mit. Jetzt war ich selber so eine, und war mir sicher, dass Anouk und Adele jetzt auch Tränen in den Augen hatte, aber ich konnte ja nichts sehen. Als ich mich gefangen hatte, bat ich darum ihm keine pürierte Kost mehr zu geben, sondern die Kartoffeln und das Gemüse vor seinen Augen zu kneten, wenn ich es nicht selber mache, damit er wenigstens noch diesen kleinen Genuss in seinem reduziertem Leben erleben darf. Diese pürierte Kost sieht furchtbar aus, und schmeckt auch scheiße. Mein Vater bekam sie manchmal aufgrund seiner Schluckstörung, die er aber meistens ablehnte, so wie er alles ablehnt, was für „alte, kranke Menschen“ hergestellt wird. Ob er sich nun daran oder an einem Schluck Wasser verschluckt, und letzen Endes daran stirbt, ist doch auch egal.
Ach, Gott.
Die einzige Kollegin, mit der ich nicht klar komme, ging mir schon in der ersten Stunde so auf die Nerven, dass ich wahnsinnig stolz war, dass ich trotz ihrer Attacken souverän blieb und niemand bemerkte, wie sehr mich diese Frau in den Wahnsinn treibt. Wenn ich schon ihr anbiederndes lautes Lachen höre, kriege ich selbst jetzt, wenn ich jetzt daran denke, Gänsehaut vor Ekel.
Ich versuche mich immer innerlich zu überzeugen, dass ich sie als Mensch ablehnen kann, aber als Mitarbeiterin akzeptieren muss, da sie gut für die Bewohner ist. Aber meine Zweifel daran werden immer größer. Ich schätze ihre Arbeit immer weniger, sehe was sie letztendlich wirklich macht, sie sich auf’s „Schaulaufen“ spezialisiert hat, wie es ein Kollege mal bezeichnete, das heißt, dass sie hauptsächlich Dinge mit Bewohnern macht, die inszeniert sind, damit die Chefin es sieht oder hört. Auf den Wohnbereichen hält sie sich nicht mehr so lange auf, ausser sie beobachtet missbilligend Kollegen und mischt sich unangebracht ein.
Meine Angespanntheit von den Strapazen des Urlaubs, die Fallbesprechung für meinen Vater, die Verzweiflung darüber, dass diese Frau mit all ihren fiesen Touren immer wieder durchkommt, arbeiteten die ganze Woche an mir, so dass ich an meinem Sonntagsdienst schon deutlich mehr schwächelte.
Am Montag war mir die ganze Zeit sehr übel, ich musste mich dann nach der Arbeit übergeben, und dachte ich müsse sterben.
In der Nacht beruhigte sich alles wieder, also ging ich Dienstag und Mittwoch wieder arbeiten und schleppte mich mit Übelkeit und Schwindelanfällen durch die Tage.
Da Demenzkranke Stimmungen spüren, und meine nicht gerade aufmunternd war, mied ich intensivere Kontakte und beschäftigte mich stattdessen hauptsächlich mit dekorativen Sachen, kaufte Massen an Blumen, und fertigte insgesamt 50 Blumensträuße für alle Tische im Haus und ein paar für das Fotoshooting, bei dem unser Vorführzimmer für einen neuen Prospekt fotografiert werden sollte. Ich gestaltete das Zimmer von dem traurigen Herrn L. etwas um, hing Bilder an die Wand, besorgte Kissen und Tagesdecke, damit er es etwas gemütlicher hat, und dann vielleicht wieder etwas fröhlicher wird. Oder ich machte Veranstaltungspläne im Voraus, sammelte Geld für Massimos Abschiedsgeschenk, da er uns nun endgültig Ende September verlassen wird. Das ist auch so überaus traurig, dass ich diesen Gedanken immer wieder verdränge.
Donnerstag meldete ich mich krank. Da ich Freitag und das Wochenende frei hatte, dachte ich, 4 Tage reichen um wirklich zu genesen. Ich lag die meiste Zeit im Bett und wurde davon natürlich noch schwächer. Das einzige Highlight war „Jane the Virgin“.
In den Nachrichten wieder die ganze Zeit Meldungen von den steigenden Zahlen der Corona-Infizierten an manchen Orten, und weitere Lockdowns.
In Moria die Katastrophe mit den Flüchtlingen, was eine Fassungslosigkeit auslöst, wie sich Europa dazu verhält, und bekomme gleichzeitig ein schlechtes Gewissen, weil ich mich vor kurzem noch quasi um die Ecke von vorne bis hinten hab bedienen lassen, für einen Spottpreis, und das noch nicht mal so richtig genießen konnte, weil ich dekadente Kreislaufprobleme hatte.
Diesen Montag versuchte ich wieder auf der Arbeit zu funktionieren, aber leider war da immer noch der Schwindel und die Übelkeit, wenn auch nur phasenweise.
Ich arbeitete dann bis kurz bevor die Praxis meines Hausarztes wieder öffnete, und wurde dort vorstellig. Er untersuchte mich ein wenig, meinte aber aufgrund meiner Reizdarmgeschichte und auch diverser Unverträglichkeiten wie die vergangene Hitzewelle, mein Versuch die Bakterienkur, die mir Frank aus Hamburg aufgeschwatzt hatte, durchzuziehen, dann aber doch wegen innerem Unwillen und immer größer werdendem Ekel abbrach, die Stresssituation mit meinem Vater, so etwas vorkommen könne. Er schrieb mich für die ganze Woche krank, verschrieb mir ein Medikament gegen Übelkeit und empfahl mir mich nochmal bei meinem HNO-Arzt untersuchen zu lassen, um auszuschließen, dass der Schwindel etwas mit meiner Mittelohrentzündung vor ein paar Wochen zu tun hat.
Da bin dann am nächsten Tag hin. Diese Prozedur kannte ich schon, von vor 15 Jahren, da litt ich unter unfassbar schlimmen Schwindelattacken, da sind meine akuten Schwindelchen nichts gegen. Ich erinnerte mich an diesen letzten Test, bei dem durch kalte und warme Flüssigkeit, die ins Ohr gespült wird, ein künstlicher Schwindel hergestellt wird, und die Augenbewegungen, die dann dabei gefilmt werden, irgendetwas aussagen. Das war so schlimm damals, dass ich an zu Heulen anfing und sie den Test unterbrachen und mir anboten auf deren Balkon eine rauchen zu gehen. Diesmal kam ich bis auf den ersten Durchgang, kaltes Wasser rechts, gut zurecht. Bei der Auswertung später mit einer Ärztin kam heraus, das nichts heraus kam. Ausser das ich rechts nicht mehr so gut höre wie vor neun Jahren.
Prima, das ist das Perfide an so offensichtlich psychosomatischen Störungen, sie wirken so lächerlich, so als hätte ich gar keine Symptome, würde nur rumspinnen, oder als wären die Symptome nichts wert, weil sie ja nicht für irgendeine Erkrankung, die man vernünftig behandeln kann, stehen. Es ist wirklich zum Verzweifeln.
Die Übelkeit und der Schwindel tauchen täglich immer seltener auf, ich kann mir gut vorstellen, dass es bis Ende der Woche vorbei ist. Und nächste Woche habe ich nochmal eine Woche Resturlaub, den ich abfeiern muss. Soviel Abstand hilft mir hoffentlich gestärkt und gut gelaunt wieder in meinen Berufsalltag zu gleiten.
Bis dahin hab ich Einges zu tun. Allein die 60 Stunden Videomaterial, die ich jetzt digital da habe, in kleine Sequenzen zu schneiden, damit ich sie besser archivieren kann, ist so eine Mammutaufgabe, die mich sehr wahrscheinlich die nächsten Jahre beschäftigt. Ich hab die letzten beiden Tage damit begonnen, komme mit dem Schnittprogramm nicht so richtig klar, und habe in mehreren Stunden gerade mal 8 Sequenzen geschnitten, habe also die ersten 12 Minuten meines Materials schon bearbeitet. Uff.
Ich wollte zum Schluss noch etwas Positives berichten und erzählen, dass ich mir einen kleinen Entsafter angeschafft habe, und ich mir jetzt immer köstlichen Möhrensaft pressen kann, aber leider kann ich auch da Negatives entdecken: das Saubermachen dieser ganzen Teile ist sooo ätzend.

Comments